Der Apostelbrief

Februar - März 1998
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Einmischen

Wieder einmal hat ein »Superwahljahr« begonnen, was allerdings bei den meisten Zeitgenossen weniger Euphorie als Ratlosigkeit auslöst. Die Politik und die Politiker haben in unseren Tagen keinen besonders guten Ruf. Und gerade unter Christen gibt es nicht wenige, die sich ganz aus diesem »weltlichen« Treiben heraushalten wollen. Statt dessen sitzen sie wie einst die Kinder Israels an den »Wassern Babylons« und beklagen im kleinen Kreis den gesellschaftlichen Verfall und den Niedergang der Wirtschaft. Ein tiefes Gefühl der Ohnmacht gegenüber »denen da oben« lähmt jede weitergehende Initiative, damals in Babylon wie heute in Gerbrunn. Den jammernden und verzweifelten Israeliten ließ Gott durch den Propheten Jeremia ausrichten: »Suchet der Stadt (Babel) Bestes ... und betet für sie zum Herrn, denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl.« (Jer. 29,7).

Einmischen statt abschlaffen, engagieren statt resignieren heißt die Botschaft des Propheten, damals wie heute. Wer, wenn nicht wir Christen soll Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einklagen, wer sonst soll sich vor die Schwachen stellen, die selbst nicht zu Wort kommen. Bis Herbst werden sich unzählige Möglichkeiten bieten, Politiker zur Rede zu stellen, oder seinem Unmut auf Wahlversammlungen Luft zu machen. Lassen Sie sich doch mal von Ihrem Abgeordneten »im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen« (Präambel unseres Grundgesetzes) die Feinheiten der gegenwärtigen Familien-, Sozial- und Wirtschaftspolitik erklären. Das wird erstmal nichts ändern, aber solche von christlichem Bewußtsein motivierten Fragen werfen ein zusätzliches Schlaglicht auf die Themen, mit denen Politiker sich herumzuschlagen haben.

Doch neben unserem Engagement sieht Jeremia noch eine weitere Aufgabe für uns: »und betet für sie zum Herrn«. Wie ernst ist es Ihnen, wenn im Fürbittegebet für die Verantwortlichen in Staat und Kirche gebetet wird? Dabei haben die göttliche Hilfe wirklich bitter nötig.

Und die Apostelgemeinde? Auch hier gilt: zuhause über den KV schimpfen und die Situation der Gemeinde beklagen hilft nichts. Wer sich beispielsweise mehr Jugendarbeit wünscht, muß sinnvollerweise mit zupacken. Entweder durch persönliches Engagement, oder (Jungschar zu halten ist nicht jedermanns Sache) mindestens dadurch, daß er/sie die Arbeit im persönlichen oder gemeinsamen Gebet mitträgt. Auch eine gezielte finanzielle Unterstützung einzelner Gemeindeaktivitäten (siehe Apostelbrief Nr. 5, S. 5) kann die Gemeinde im Sinne ihrer Mitglieder voranbringen. »Das Volk sind wir« gilt nicht nur für das Deutsche Volk, sondern auch für das Volk Gottes.

-pv-