Der Apostelbrief

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Auf ein Wort

Autor

Liebe Gemeinde,

am 5. Oktober feiern wir das Erntedankfest. Dankbarkeit ist für mich etwas ganz Wesentliches. Sie lehrt mich zu sehen, dass nicht alles selbstverständlich, käuflich oder machbar ist. Zu sehen, dass wir zeitlebens Empfangende sind. Dankbarkeit ist der Vorhof des Glaubens.

Dankbarkeit wächst aus der Achtsamkeit. Umgekehrt befördert die Dankbarkeit wiederum die Achstsamkeit. Und nichts hat unser geschundener Planet nötiger, als eben genau dies: Achtsamkeit.

Leonardo Boff, der große Befreiungstheologe und Träger des Alternativen Nobelpreises, widmet ihr ein ganzes Buch. Darin stellt er folgende bedenkenswerte Thesen auf:

Das Paradigma der Eroberung müsse abgelöst werden durch das Paradigma der Achtsamkeit. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit sind die beiden Säulen, auf denen die zukünftige Zivilisation aufbauen muss. Unter Nachhaltigkeit versteht er den umsichtigen Umgang mit den knappen Ressourcen der Erde. Ein Umgang, der die Grenzen des Ökosystems respektiert. Unter Achtsamkeit versteht er eine liebe- und respektvolle, nicht aggressive und damit nicht zerstörerische Beziehung zur Wirklichkeit. Sie geht davon aus, dass die Menschen Teil der Natur und Glieder der Gemeinschaft des Lebens und des Kosmos sind, denen die Verantwortung zukommt, diese Gemeinschaft zu schützen, ihre Wiederherstellung zu gewährleisten und für sie zu sorgen. Die Achtsamkeit ist nach seiner Definition eher eine Kunst als eine Technik, ein neues Paradigma der Beziehung zur Natur, zur Erde und zu den Menschen.

Achtsamkeit ist die Alternative zur Aggression, sie ist das Gegenteil von Eroberung, sie ist die liebevolle Beziehung zu allem, was lebt und existiert.

Wie wahr. Achtsamkeit und Dankbarkeit sind Zwillingsschwestern. Vorhof des Glaubens und Quelle des Glücks. Und eine Frage des Überlebens auf diesem wunderbaren Planeten.

Eine gesegnete Zeit Ihnen allen!

Ihr Pfr. J. Riedel