Der Apostelbrief

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Auf ein Wort

Autor

Liebe Gemeinde,

stellen Sie sich vor ...

... schon Maria aus Nazaret hätte damals von ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit erhalten, die Geburt ihres ersten Sohnes durch »social freezing« auf später zu verschieben und sie hätte diese Möglichkeit genutzt ...

Stellen Sie sich vor, Josef hätte seine Samenzellen sicherheitshalber auch gleich mit einfrieren lassen und der heilige Geist hätte gedacht: Na gut, dann warten wir eben noch ein bisschen ...

Stellen Sie sich vor, es ergab sich später einfach kein günstiger Zeitpunkt für das Paar aus Nazareth, die Sache anzugehen. Immer sprach irgendwas dagegen. Meist war es der Arbeitgeber, der meinte, wenn Maria für Monate wegen der Nachwuchssache ausfiele, dann bräche die Firma zusammen. Und später hatten sie dann irgendwann ihre Kräfte verlassen ...

Stellen Sie sich vor, der Angriff der Titustruppen im Jahr 71 hätte auch in Galiläa keinen Stein auf dem anderen gelassen und das Labor mit den tiefgekühlten Eizellen wäre von Trümmern und Sand bedeckt vergessen worden ...

Und stellen Sie sich vor, das Zeitalter des Christentums wäre daraufhin ausgefallen und die Germanen wären heidnisch geblieben bis auf den heutigen Tag ...


Stellen Sie sich vor, irgendein verrückter deutscher Wissenschaftler hätte dann im Jahr 1980 das Eizellenlager entdeckt und in der Hoffnung auf den Nobelpreis die einzige Eizelle, zu der der Same gleich hinzugepackt war, in vitro miteinander verschmolzen, einer Leihmutter eingepflanzt und den 9 Monate später geborenen Knaben unter strengsten Laborbedingungen aufgezogen ...

Stellen Sie sich vor, eines Tages wäre der dann Dreißigjährige vor Beendigung des Experiments aus dem geheimen Labor ausgebrochen und wäre Ende Dezember bei milden 12° Celsius durch die menschlichen Siedlungen gewandert ...

Stellen Sie sich vor, wie er verwundert die Menschen durch die von zahllosen Lichterketten umkränzten Fenster in unseren „Trautes-Heim-Glück-allein“-Wohnstuben bei der Feier der Wintersonnwende beobachten würde: Kinder, die an der neuen Spielkonsole das neueste »Ich bin schneller und knall dich ab«-Spiel ausprobieren, Mütter, die gelangweilt mit den Fingern über irgendeinen Flachbildschirm wischen, Väter, die mit geblähtem Bauch im Sessel hängen und mit einem Schluck Wein die neuesten Kriegs- und Hungernachrichten im Fernsehen hinunterspülen ...

Stellen Sie sich vor, er geht weiter und in seinem Herzen reift ein Plan ...

Damit bei Ihnen an Weihnachten nicht alles beim Alten bleibt wünsche ich Ihnen -

Gottes Segen!

Ihr Pfr. J. Riedel