Der Apostelbrief

Dezember 2014 - Januar 2015
Voriger Apostelbrief
Okt. - Nov. 2014
Nr. 107
Nächster Apostelbrief
Feb. - Mrz. 2015
Beliebigen Apostelbrief wählen ...
1997:

1998:

1999:

2000:

2001:

2002:

2003:

2004:

2005:

2006:

2007:

2008:

2009:

2010:

2011:

2012:

2013:

2014:
107

2015:

2016:

2017:

2018:

2019:

2020:

2021:

2022:

2023:

2024:

Wie kommt eine Kindertagesstätte zu Leitsätzen?

Die Kindertagesstätte der Apostelkirche hat sich gut an die im September 2012 bezogenen neuen Räumlichkeiten In der Setz gewöhnt. Der Kindertagesstättenausschuss der Apostelkirche sitzt zusammen mit Pfarrer Riedel und Mitarbeitern der Kindertagesstätte über der vom Kita-Team erstellten Konzeption, die vorliegen muss, um die Betriebserlaubnis zu erhalten. Eigentlich sind alle zufrieden. Sie ist richtig gut geworden. Sie beschreibt umfassend und detailliert die Grundlagen der pädagogischen Arbeit, die Räumlichkeiten, den Tagesablauf und die Bildungsbereiche der Krippe und des Kindergartens. Doch irgendetwas fehlt. Was steht über der Konzeption? Welcher zentrale Gedanke bewegt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Arbeit? Wie lässt sich auch für Eltern oder Gäste der Kita erkennen, dass sich das Haus in Trägerschaft einer evangelischen Kirchengemeinde befindet? Was möchten wir den Kindern mit auf ihren Lebensweg geben?

Viele unbeantwortete Fragen. Jeder macht sich bis zum nächsten Termin Gedanken und Vorschläge für einen Leitsatz. Bei diesem Termin kristallisiert es sich nach intensiver Diskussion heraus, es ist nicht ein Gedanke. Es wird ein Dreiklang. Lange wird an den Formulierungen gefeilt. Das gesamte Kita-Team setzt sich noch einmal mit den Aussagen auseinander, erweitert und verändert. Dann stehen die drei Sätze fest:

  • Sich von Gott angenommen fühlen;
  • Achtsam dem Nächsten und der Natur begegnen;
  • Mit Lebensfreude seinen Weg gehen;

Das wollen wir unseren Krippen- und Kindergartenkindern in Gerbrunn mit auf ihren Weg geben. Sie sollen

  • Kita sich von Gott angenommen fühlen. Jede und jeder. Ob groß oder klein, blond oder braunhaarig, langsam oder schnell, vorlaut oder schüchtern, mutig oder ängstlich, Ur-Gerbrunner oder mit Wurzeln außerhalb Deutschlands. Der Besuch der Kindertagesstätte ist bei vielen Kindern oft das erste Mal, dass sie länger weg von Zuhause sind. Weg von den Eltern, bei denen sie sich geborgen fühlen. Wir möchten, dass die Kinder sich in der Kindertagesstätte wohl fühlen und dort das Urvertrauen spüren, dass Gott sie annimmt, wie sie sind, so wie es ihre Eltern auch tun.
  • Kita mit Achtsamkeit ihren Mitmenschen und der Natur begegnen. Die Kinder sind in der Kindertagesstätte oft zum ersten Mal mit vielen Gleichaltrigen zusammen. Sie müssen lernen sich in der Gruppe zurechtzufinden. Erste Freundschaften entstehen, es gibt auch Kinder, mit denen sie nicht so gut klarkommen. Wir möchten, dass sie rücksichtsvoll und mit Respekt miteinander umgehen. Gleiches gilt für den Umgang mit der Natur um sie herum. Die Kinder sind in einem Alter, in dem sie jeden Tag Neues entdecken und staunen, was die Schöpfung alles vorgebracht hat. Wir möchten, dass sie sorgsam mit ihrer Umwelt umgehen.
  • Kita mit Lebensfreude ihren Weg gehen. In einer Welt, die voll von Sorgen und Ängsten, Ärger, Streit und Unfrieden ist, möchten wir, dass die Kinder den Optimismus und die Lust am Leben behalten, mit der jeder Mensch geboren wird. Wir möchten den Kindern ein gutes Selbstbewusstsein mitgeben, damit sie nach der Zeit in der Kindertagesstätte ihren Weg im weiteren Leben gehen.

Das sind unsere Wünsche. Dieser Geist soll im Haus wehen, diese Atmosphäre soll für Kinder, Mitarbeiter, Eltern und Gäste spürbar sein.

Aber wie binden wir diese Leitsätze in den Alltag im Kindergarten ein? Sie auf die Homepage setzen, sie auf Papier niederschreiben, was dann in der Schublade verschwindet? Das würde unseren Ansprüchen an die Leitsätze nicht gerecht werden. Sie sollen regelmäßig ins Bewusstsein rücken und deshalb jederzeit gut sichtbar sein. Nach einer Begehung der Kindertagesstätte finden wir die geeigneten Flächen: unter den Oberlichtern im Flur des Kindergartens und im Eingangsbereich der Krippe.

Die Leitsätze sollen auf den noch fast neuen Putz geschrieben werden. Hier ist Handwerk gefragt. Einer der letzten Schriftenmaler, der Malermeister Erich Ritzel, der bis zu seiner Rente an der Kaufmännische Berufsschule Würzburg als Fachlehrer für Farben, Formen und Schriftengestaltung gearbeitet hat, beherrscht dieses Handwerk noch. Er lässt sich für diese Aufgabe gewinnen. Ehrenamtlich erstellt er maßstabsgerechte Skizzen und macht Farbvorschläge. In den Sommerferien nimmt er sich zwei Tage Zeit und schreibt die Sätze an die Wände der Kindertagesstätte.

Jetzt können sie Mitarbeiter, Eltern, Gäste und Vorschulkinder lesen. Können sich zum Nachdenken anregen lassen oder werden vielleicht berührt, so wie es uns jedes Mal geht, wenn wir diese Aussagen lesen.

Christian Andersen und Jürgen Baier,
Mitglieder im Kindertagesstättenausschuss des Kirchenvorstands Gerbrunn