»Der erste Ruf Gottes für uns war und ist zu sein.«
Diesen Satz habe ich vor einigen Jahren bei einer Bibeleinleitung von einem Bruder in Taizé gehört. Ich musste lange über ihn nachdenken. Der Ruf ins Leben. Ich überlegte auch, in welchem Kontext und mit welchen Anregungen ich rein erlebt habe, dass ich bin. Wann spüre ich die Anwesenheit Gottes und eine selbstverständliche Akzeptanz meiner Anwesenheit? Wann bin ich so umhüllt und erfüllt? Ich verglich die verschieden Erlebnisse und erkannte, dass sie oft in der Stille und immer in einem Zustand der innerlichen Stille stattfanden.
Wir sind in einem Raum der Stille eingeladen, um da zu sein. Nicht um irgendetwas zu sein oder zu tun, nicht als Funktion im Rahmen eines Programms, nicht um einen Standpunkt zu bestätigen oder aufrecht zu erhalten. Nur um zu sein. Das ist die bedingungslose Liebe. Sie sagt »Es ist, was es ist« (Fried) und »Du bist, was du bist« und »hast ein Recht, hier zu sein« (Ehrmann). Und wenn wir in der Stille sind, erhöhen sich die Chancen, dass »das Laute still« wird und dafür »der Leise laut« (Krenzer). Was könnte Gott uns noch sagen, wenn wir still sind und zuhören? Was ist »der Leise« in einem jeden von uns?
Manchmal kann so ein Raum uns helfen, einige Augenblicke für die Stille und Gottes Stimme zu nehmen. Wir können uns seiner bedienen, uns selber Raum für unser Dasein zu schaffen. Manchmal brauchen wir auch einfach einige Momente, um zu entspannen. Wir brauchen alle manchmal unsere Ruhe und einen Ort, wo wir abschalten können. Etwas Zeit an so einem Platz kann ein Auge im Sturm des alltäglichen Rummels und Zugzwangs sein.
Alle, unabhängig von Konfession oder Religion, sind herzlich dazu eingeladen, einzutreten und Zeit und Platz auf den Gebethockern, Stühlen oder Sofas zu nehmen.
Linda Wright