Der Apostelbrief

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Klug werden

Autor

Auf die Perspektive kommt es an. Wenn sich wichtige Menschen, oder solche, die sich wichtig nehmen, fotografieren lassen, dann gerne von unten nach oben. Wer etwas zu sagen hat, zu dem schaut man auf. Wenn man auf andere Menschen herabsieht, ist damit in der Regel nicht nur der optische Blickwinkel gemeint.

Auf die Perspektive kommt es aber auch in anderen Dimensionen unseres Lebens an. Sportler, die sich bis an die Grenze ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit schinden, brauchen die Aussicht auf Wettkampf und Sieg, um durchzuhalten. Wer jahrelang täglich ein Musikinstrument übt, tut das, weil er oder sie eine Vision davon hat, welche einzigartigen Ausdrucksmöglichkeiten die Musik bietet, wenn man erst einmal das Handwerk beherrscht.

Anfang Juni findet in Stuttgart der Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Unter der Losung »damit wir klug werden« sind Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus dazu eingeladen, die Perspektiven für ihr Leben zu überdenken und, wo nötig, neu zu justieren. Die Kirchentagslosung ist aus Psalm 90 entnommen. Den ganzen Vers kennt man sonst eher von Beerdigungen: »Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden« (Psalm 90, 12).

Sind die Frommen schon wieder die Spaßbremsen? Sollen wir ständig mit finsterer Miene durchs Leben gehen und auf unseren Tod warten?

Natürlich nicht, im Gegenteil: gerade dann, wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass unser Leben auf dieser Erde begrenzt ist, können wir es voll ausleben. Was begrenzt ist, ist wertvoll. Deshalb ist Gold als Zahlungsmittel gebräuchlicher als Bucheckern.

Klug zu werden im Sinn von Psalm 90 kann bedeuten, einzusehen, dass bestimmte Entscheidungen nicht umkehrbar sind und wir aus der Situation das Beste machen müssen. Klug zu werden kann aber umgekehrt auch heißen, dass wir in unserem Leben etwas ändern müssen, und zwar jetzt.

Die Erkenntnis, dass wir sterben müssen, hat vor allem für junge Menschen natürlich etwas Beklemmendes. Für Christen ist das aber nicht das Ende der Geschichte. Wir glauben, dass der Tod nicht das Ende, sondern das Ziel unseres Lebens ist, weil wir dann bei Gott sein werden.

Wenn wir nach dieser Maxime leben, können wir die Prioritäten in unserem Leben richtig setzen. Ein Leben, das aus diesem Blickwinkel gelebt wird, ist ein erfülltes Leben, weil es vom Ziel her gelebt wird: der Gemeinschaft von Schöpfer und Geschöpf.

Denn: auf die Perspektive kommt es an.

-pv-