Der Apostelbrief

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Reine Privatsache

Autor

Eine Konsequenz des Augsburger Religionsfriedens war die bekannte Regel „cuius regio, eius religio“, nach der die Konfession des Landesherrn über die Konfession der Landeskinder entschied. Deshalb war Gerbrunn nach der Reformation erst evangelisch und wurde erst später wieder katholisch und deshalb ist Sommerhausen nach wie vor vorwiegend evangelisch, während Winterhausen auf der anderen Mainseite katholisch geprägt ist.

Zu dieser Zeit waren Glaube und Bekenntnis politische Fragen und wer das „falsche Gesangbuch“ hatte, musste mit ernsthaften Konsequenzen rechnen.

Heute ist unser Glaube für die meisten von uns reine Privatsache, die eigentlich niemanden etwas angeht, es sei denn, man ist Pfarrer oder arbeitet als Hausmeister in einer kirchlichen Einrichtung. Als Beamter muss man im Dienst sogar weltanschauliche Neutralität an den Tag legen.

Christ zu sein, heißt zunächst einmal, in einer Beziehung zu Gott zu leben und ist insofern eine höchstpersönliche Sache. Man kann niemanden zum Glauben zwingen, auch wenn christliche Herrscher das leider über Jahrhunderte immer wieder versucht haben.

Andererseits braucht Christsein aber die Gemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen. Um diese Gemeinschaft zu finden, muss man sich als Christ „outen“. Insofern ist der Glaube auch eine öffentliche Angelegenheit.

Obwohl unser Glaube sowohl eine private als auch eine öffentliche Seite hat, tendieren die meisten von uns, mich eingeschlossen, zur privaten Seite. Wenn man seinen Glauben zu öffentlich macht, wird man natürlich auch an den eigenen Ansprüchen gemessen. Viele Christen haben keinen Fisch auf dem Auto, weil sie fürchten, dass ihr Fahrstil nicht unbedingt die beste Werbung für das Christentum ist.

An einer Stelle fordert uns das Neue Testament aber ganz klar auf Stellung für unseren Glauben zu beziehen: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1. Petr. 3,15). Wenn jemand nach unserem Glauben fragt, dann sollen wir Auskunft geben. In diesem Moment ist unser Glaube nicht mehr unsere Privatsache, sondern Gott selbst will uns gebrauchen, um einem Menschen von sich zu erzählen. So wie ich meinen Glauben von anderen Menschen vermittelt bekommen habe, soll ich nun das, was ich selbst erfahren habe, weitergeben. Auch wenn ich nicht überzeugend bin und vielleicht sogar ziemlichen Unsinn von mir gebe, darf ich auf den Heiligen Geist hoffen, durch den Gott auch aus meinem Stückwerk etwas Sinnvolles machen kann.

-pv-