Der Apostelbrief

Dezember 2015 - Januar 2016
Voriger Apostelbrief
Okt. - Nov. 2015
Nr. 113
Nächster Apostelbrief
Feb. - Mrz. 2016
Beliebigen Apostelbrief wählen ...
1997:

1998:

1999:

2000:

2001:

2002:

2003:

2004:

2005:

2006:

2007:

2008:

2009:

2010:

2011:

2012:

2013:

2014:

2015:
113

2016:

2017:

2018:

2019:

2020:

2021:

2022:

2023:

2024:

Quasimodogeniti ...

Autor

... lautet der lateinische Name des Sonntags nach Ostern, der bei unseren katholischen Geschwistern als Weißer Sonntag bekannt ist. Auf deutsch bedeutet das „wie die neugeborenen Kinder“. Trotz oder gerade wegen ihrer fehlenden theologischen Ausbildung spielen Kinder eine bedeutende Rolle im Neuen Testament. An Weihnachten feiern wir ja nichts anderes als dass Gott selbst Mensch wurde, genauer gesagt, dass er als hilfloses Baby geboren wurde.

Als erwachsener Mann wird dieser Jesus von Nazareth sagen: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen“ (Markus 10,15). Will Jesus damit sagen, dass man schon ziemlich naiv sein muss, um an Gott zu glauben? Wohl eher nicht.

Wenn man kleine Kinder beobachtet, die ihre Umwelt erkunden, dann stellt man fest, dass sie Neuem gegenüber völlig unbefangen sind. Sie nehmen die Dinge erst einmal so hin, wie sie sind. Mit Naivität hat das allerdings wenig zu tun, denn kaum ist der erste Eindruck verdaut, beginnen Kinder, die neue Erkenntnis zu testen. Das erste Glas, das man vom Tisch geschoben hat, ist in tausend Scherben zerbrochen – ob das beim zweiten Glas genauso funktioniert?

Wir Erwachsenen tendieren dazu, neue Eindrücke, die nicht in unser Erfahrungsraster passen, erst einmal zu hinterfragen. Kann das überhaupt sein, oder liegt hier vielleicht eine Sinnestäuschung vor?

Die Botschaft Jesu vom Reich Gottes, das kommen soll und doch schon da ist, bietet für uns postmoderne Menschen eine Menge Gründe, sie zu hinterfragen.

Das Reich Gottes wie ein Kind anzunehmen heißt, sich auf die Botschaft Jesu einzulassen und sie zunächst einmal zu akzeptieren – ohne Hintertür und doppelten Boden.

Das ist aber erst der Anfang. Jetzt folgt die Testphase. Wenn jemand schwimmen lernt, erzählt ihm oder ihr jemand, der schon schwimmen kann, dass das Wasser sie tragen wird, wenn sie die gelernten Bewegungen machen. Aber erst, wenn man wirklich im Wasser ist und keinen Grund mehr unter den Füßen spürt, entscheidet sich, was der theoretische Unterricht wert war. Dem Lehrer zu glauben heißt in diesem Fall nicht, seine Worte für wahr zu halten, sondern seiner Person so weit zu vertrauen, dass man seine Existenz aufs Spiel setzt, indem man ins Wasser springt.

Genauso heißt glauben für Christen nicht primär, die Bibel für wahr zu halten. Es bedeutet vielmehr, so viel Vertrauen in die Person Jesu zu haben, dass man sein ganzes Leben nach der Botschaft des Evangeliums ausrichtet. In der Lebenspraxis des Alltags muss sich dann erweisen, ob das ein tragfähiges Fundament für unser Leben ist.

Nicht nur zur Weihnachtszeit.

-pv-