Der Apostelbrief

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Natur und Gott

Autor

Die Urlaubszeit ist für viele von uns gekommen. Endlich mal raus aus dem Alltag, raus aus dem Stress, weg vom Termindruck. Tapetenwechsel ist angesagt. Abstand gewinnen. Kräfte tanken.

Mir gelingt das am besten in der Natur. Egal, ob im Gebirge, an einer beeindruckenden Küste oder in einer wildromantischen Flusslandschaft. Natürlich besuche ich auch Städte mit ihren imposanten Gebäuden und ihren reizvollen Gassen. Aber Erholung finde ich am ehesten in der Natur. Ihre Schönheit überdauert jede Mode. Das viele Grün wirkt beruhigend auf meine Seele. Einen alten Baum in seiner Pracht hätte kein Künstler und kein Architekt schöner erfinden können. Die perfekte Anpassung vieler Lebewesen an ihren Lebensraum versetzt mich in Erstaunen. Kein Wunder, dass manche meinten: Hier in der Natur, sind wir nah bei Gott. Hier lässt er sich finden. Die Wälder sind unsere Kathedralen, der Gesang der Vögel unsere Kirchenmusik. Ich kann das nachfühlen. Aber nur, weil ich den Gott schon andernorts kennen gelernt habe, der mir nun auch in der Natur begegnet. Denn die Natur an sich ist ambivalent. Wer seinen Gott nur hier finden möchte, könnte einen ganz anderen Gott zu Gesicht bekommen, als den, an den ich glaube. Einen Gott der Starken. Einen grausamen Gott. Einen gnadenlosen Gott.

Haben Sie einmal beobachtet, wie eine Spinne ihr Opfer lähmt und fesselt, um es dann in Tagen bei lebendigem Leib zu verspeisen? Sicher eine super Überlebensstrategie für die Spinne. Aber nicht sehr angenehm für das Opfer. Und Ähnliches findet sich, sobald wir näher hin schauen, überall in der Natur. Es gilt das Gesetz des Stärkeren, „the survival of the fittest“, das Kleine, Schwache, Kranke, Alte wird gnadenlos aussortiert und dient den Starken als Nahrung. Hätte ich nur in der Natur eine Ahnung von Gott bekommen, ich hätte mich mit Grausen abgewandt von diesem Gott. Zum Glück habe ich in Jesus einen ganz anderen Gott kennen gelernt. Einen Gott, der sich herabbeugt zu den Schwachen und Kleinen. Der die Sanftmütigen und Friedfertigen selig preist und eine Zukunft ankündigt, in der es kein Leid und kein Geschrei und keine Tränen mehr geben wird. Paulus bringt im Römerbrief seine Hoffnung zum Ausdruck, dass in dieser Zukunft auch die Natur eine Verwandlung durchlaufen wird. „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden... denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Wie das aussehen wird, kann sich kein Biologe und kein Theologe vorstellen. Wohl aber der Gott, der in Christus ein neues Licht auf die Schönheit seiner Schöpfung geworfen hat. Ihnen allen eine erholsame Sommerzeit!

Ihr Pfr. J. Riedel