Der Apostelbrief

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Auf ein Wort

Autor

Zum Reformations­gedenkjahr 2017

Manche nennen ihn „den größten Deutschen“, andere schimpfen ihn einen „Fürstenknecht“. Er war nicht der erste und nicht der letzte Reformator. Aber er war der, mit dessen Namen sich in hohem Maße die vielleicht größte Umbruchszeit des Mittelalters verbindet: Martin Luder, später umbenannt in „Luther“ von „eleutherios“, „der Befreite“.

Wer war dieser Mann? Ungezählte Biographien versuchen diesem in sich widersprüchlichen Charakter auf die Spur zu kommen. Ihre Zahl hat sich zum anstehenden Jubiläum nochmals deutlich erhöht. Manche sehen ihn durch eine psychologische Brille und meinen eine lebenslange innere Auseinandersetzung mit seinem leiblichen (Über-)Vater auszumachen. Andere sehen ihn eng in die Sozialgeschichte seiner Zeit eingebunden, ohne die seine Wirkung nicht zu erklären wäre.

Wer war er wirklich? Ich glaube, in erster Linie war er einfach Christ, der seinen Glauben zum Beruf gemacht hat. Er trat ins Kloster ein und wurde Priester. Dann sollte er Theologie studieren und erwarb mit 29 Jahren seinen Doktor in Biblischer Theologie. Ab da blieb er bis zu seinem Lebensende Dozent der Theologie. Aber natürlich war er ein besonderer Theologe. Einer, der sich mit vorgefertigten Antworten nicht zufrieden gab.


Einer auch, der sein persönliches Glaubensleben aufs engste mit dem Studium der Bibel verband. Einer auch, der eine hohe Sensibilität für die wirklich existentiellen Fragen besaß. Und einer, der Gott als Gott ernst nahm. Wie sollte man vor ihm bestehen? Keine gute Tat reicht aus, um sich vor Gott ins rechte Licht zu rücken. Beim Studium der Paulusbriefe lösten sich seine Gerichtsängste auf und er fühlte sich von da an wie ein Befreiter. Denn nach Paulus kommt es vor Gott nicht auf die Taten an, die wir Gott tun, sondern auf die, die er für uns getan hat und tut. In und durch Jesus den Christus. Um mit Gott ins Reine zu kommen, reicht der Glaube an die Barmherzigkeit, die sich in diesen Taten äußert.

Diese Entdeckung wollte er weiter geben. Dass er damit eine geistesgeschichtliche Lawine lostreten würde, hätte er sich damals nicht träumen lassen. Aber so war es. Das hatte - neben vielen guten - auch negative Folgen. Das wissen wir heute. Und später hat er auch manche Äußerung getätigt, die wir nicht gut heißen können. Den Bauern und Juden gegenüber z.B. Aber dennoch gebührt ihm die Ehre, den christlichen Glauben auf das zurück geführt zu haben, was er eigentlich sein will: Eine gute Nachricht mit befreiender Dynamik. Möge sie immer neu in uns Glauben wecken!

Eine gesegnete Weihnachtszeit und ein glückliches Jahr 2017 wünscht Ihnen

Ihr Pfr. J. Riedel