Der Apostelbrief

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Herzenssache

Autor

„Dieser Halbleiterchip ist das Herz der neuen Maschine“, sagt der Ingenieur zu seinem Chef. „Der Dom befindet sich im Herzen der Stadt“ sagt der Fremdenführer. „Ich liebe dich von ganzem Herzen“ sagt der junge Mann zu seiner Angebeteten. Wenn man vom Herzen spricht, meint man die Mitte oder das Wesentliche von etwas. In der Sprache der Bibel ist das genauso. Wenn dort vom Herzen eines Menschen die Rede ist, dann ist damit nicht nur der Muskel gemeint, der das Blut durch den Körper pumpt und auch nicht nur der Sitz der Gefühle und Emotionen. Das Herz eines Menschen ist für die Autoren der Bibel der Kern einer Person. Was man von Herzen tut, das tut man ehrlich und ohne Hintergedanken. Und was man sich zu Herzen nimmt, das behandelt man nicht leichtfertig.

Vom Herzen ist auch in der Jahreslosung für 2017 die Rede: „Gott spricht: ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“ (Hesekiel 36,26). Eigentlich geht der Vers noch weiter: „Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch“.

Um die Jahreslosung in ihrer ganzen Tragweite zu verstehen, lohnt es sich, sie im Zusammenhang zu lesen. Der Priester Hesekiel war mit der jüdischen Oberschicht 597 v. Chr. in die babylonische Gefangenschaft in den heutigen Irak verschleppt worden. Erst im Exil wird er von Gott zum Propheten berufen. In den ersten Jahren seiner Wirksamkeit trat Hesekiel vor allem als Verkünder des Gerichtes Gottes auf und rief die Juden zur Buße. Erst nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem 586 v. Chr. wurde er zum Tröster seines Volkes. Er verheißt die Rückkehr des Volkes Israel in die Heimat und die Wiedererrichtung des Tempels.

Im Kapitel 36 des Buchs Hesekiel verkündet Gott durch den Mund des Propheten, dass er Israel als Staat und Volk wieder aufrichten wird. Nicht weil die Israeliten das durch ihr Verhalten irgendwie verdient hätten, sondern damit die umliegenden Völker Respekt vor dem Namen Gottes haben sollten. Gott will dabei auch sein Volk von aller Sünde reinigen und mit seinem Geist segnen. Es geht nicht darum, dass die Israeliten etwas frömmer werden und netter miteinander umgehen, sondern um eine durchgreifende Änderung der Persönlichkeit. Deshalb will Gott den Stein der Selbstsucht und Lieblosigkeit entfernen und seinem Volk neue Herzen geben und seinen Geist in sie legen. Nicht als Lohn für religiös vorbildliches Verhalten, sondern damit die Menschen in der Gemeinschaft mit Gott leben können.

Auch im neuen Testament wird dieses Bild aufgegriffen: im 2. Korintherbrief vergleicht der Apostel Paulus die Gemeindeglieder mit Briefen, die aber nicht auf Steintafeln sondern wie auf Tafeln in die Herzen aus Fleisch geschrieben sind und so das Evangelium bezeugen. Das gelebte Beispiel von Christinnen und Christen ist oft wirkungsvoller als eine mitreißende Predigt oder ein noch so kluges Buch, um Menschen auf Gott hinzuweisen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns von Gott mit einem neuen Herzen beschenken lassen und durch unser ganzes Wesen und Wirken Zeugnis von der Liebe Gottes zu den Menschen ablegen und den Weg zu Gott weisen, den Jesus Christus gebahnt hat.

-pv-