Der Apostelbrief

Februar - März 1999
Voriger Apostelbrief
Dez. 1998 - Jan. 1999
Nr. 12
Nächster Apostelbrief
Apr. - Mai 1999
Ich habe keine Zeit!
Sanduhr

Sagen Sie das auch gelegentlich, wenn Familienangehörige, Freunde oder Kollegen Sie um etwas bitten? Streng genommen ist das ja glatt gelogen, denn jeder Mensch hat pro Tag 24 Stunden zu seiner Verfügung. Man müßte in einem solchen Fall eher sagen: dafür oder für dich habe ich jetzt keine Zeit, weil mir etwas anderes wichtiger ist. Zeit haben wir also eigentlich immer und trotzdem ist Zeit kostbar, weil sie begrenzt ist. Schlimmer noch: im Gegensatz zu anderen Konten wissen wir nicht, wieviel wir noch auf der Habenseite unseres Lebenszeitkontos verbuchen können. Und der dritte Aspekt, der Zeit so wertvoll macht: Zeit ist unwiederbringlich verloren, wenn sie einmal gelebt ist.

Wie alle wertvollen und knappen Dinge ist auch unsere Lebenszeit heiß begehrt und umkämpft: die Familie, der Arbeitgeber, Vereine und sogar die Kirche wollen ihren Teil davon abhaben. Darüber, wie man seine Zeit angeblich richtig auf diese verschiedenen Bereiche des Lebens verteilt, gibt es inzwischen eine unübersehbare Menge von Büchern, Seminaren und Ähnlichem. »Zeitmanagement« heißt das Zauberwort.

Für Christen ist es wichtig, sich daran zu erinnern, daß Zeit eine der Gaben ist, die wir von Gott am Anfang unseres Lebens mitbekommen haben. Im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (Mt. 25, 14-30) lehrt uns Jesus, daß wir einmal Rechenschaft darüber ablegen müssen, was wir mit den uns anvertrauten Gaben gemacht haben. Also auch darüber, wie wir unsere Zeit verbracht haben.

Frei nach Martin Luther ist der Anfang christlichen Zeitmanagements das Gebet: »wer viel vorhat, muß viel beten«. Aber auch in der Bibel finden sich einige Anregungen: Schon Salomo wußte: »Ein jegliches hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde« (Pred. 3,1). Oft versuchen wir alles, oder zumindestens vieles, gleichzeitig zu machen. Und dann nehmen wir auch keine Rücksicht darauf, ob das, was wir vorhaben auch »gerade dran« ist. Und Paulus ermahnt die Epheser: »Kaufet die Zeit aus« (Eph. 5,16). Eben weil unsere Lebenszeit begrenzt ist, sollen wir wichtige Dinge nicht vor uns herschieben, sondern gleich anpacken. Wer weiß schon, ob er/sie seine/ihre Pläne »später« überhaupt noch durchführen kann?

Aber das Wichtigste am »christlichen Zeitmanagement« ist, sich daran zu erinnern, daß wir wie David zu unserem Gott beten können: »Meine Zeit steht in deinen Händen« (Psalm 31,16).

-pv-