Der Apostelbrief

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Gemeindeabende zur Reformation

Ein Rückblick

Am 31. Oktober 2017 wird an den 500. Jahrestag des Anschlags der 95 Thesen durch Martin Luther an die Wittenberger Schlosskirche und damit plakativ den Beginn der Reformation erinnert, in deren Verlauf es bekanntermaßen zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung in evangelisch/protestantische und römisch-katholische Kirche kam. In Einstimmung auf das Reformationsjahr fanden im Oktober/November 2016 auf Initiative des Kirchenvorstandes und durch diesen maßgeblich inhaltlich vorbereitet, 3 Gemeindeabende in der Apostelkirche statt.

Der erste Abend stand unter dem Motto „Reformationszeit - Zeit des Umbruchs“. Skizziert wurde der Alltag der Menschen zur Zeit Martin Luthers kurz nach der ersten großen Pestepidemie, neue Ansätze in der Wissenschaft geprägt vom Gedanken des Humanismus, bahnbrechende Entdeckungen (Amerika, neue Seewege) und Entwicklungen wie dem Buchdruck (ermöglichte schnellere Vervielfältigung und Verbreitung von Schriften), das wachsende Selbstbewusstsein der Bürger, v.a. in den Reichsstädten, aber auch die zunehmend kritische Auseinandersetzung mit kirchlichen Missständen (Stichpunkt „Ablasshandel”). Lebensweg und Motivationen des herausragenden Reformators Martin Luthers wurden vorgestellt, aber auch weitere Persönlichkeiten wie z.B. John Wycliff und Jan Hus lange vor Martin Luther, oder Zeitgenossen wie Johannes Brenz oder Katharina Schütz-Zell die Kirchenreformen anregten. Zur Sprache kam aber auch die Auswirkung der Reformation für den Alltag der Menschen: Änderung der Abendmahlspraxis und Gottesdienstordnung, Abschaffung von Klöstern, die in vielen v.a. karitativen Bereichen eine wichtige Rollen gespielt hatten (z. B. Alten-/Krankenversorgung), Ablehnung der bisher üblichen Heiligenverehrung mit Prozessionen, Kreuzwege etc. Letztlich waren aber auch die verheerenden Bauernkriege eine nicht gewollte Folge.

Gemeindeabend

Der 2. Abend befasste sich mit der Theologie Martin Luthers. Pfarrer Johannes Riedel und Kristin Orth (Religionspädagogin) stellten Luthers Erkenntnisse um die drei reformatorischen Grundbegriffe Gerechtigkeit - Gewissen - Freiheit dar, zu deren Erkenntnis Luther während seines intensiven Bibelstudiums kam. Zusammengefasst wird sie in den sogenannten „Exklusivpartikeln“: „sola fide“ (Allein aus Glaube), „sola gratia“ (Allein aus Gnade), „sola christus“ („Allein aus Christus), „sola scripturum“ (Allein das Wort). Entscheidende Kernaussage des Grundsatzes „sola fide“, (allein aus Glaube) ist, dass der Mensch aus Gott gerechtfertigt ist und sich diese Rechtfertigungen nicht durch Werke und Taten erwerben muss. Diese Feststellung stand entgegen der bisherigen kirchlichen Lehre. Die Erkenntnisse führten letztlich u.a. zu Ablehnung kirchlicher Hierarchie, des Zölibats, des Ablasshandels, der Heiligenverehrung etc.

Am 3. Abend schließlich stand Martin Luthers herausragende Bedeutung für das evangelische Kirchenlied im Mittelpunkt, vorgetragen durch Herrn Prof. Dr. Konrad, Musikwissenschaftler an der Universität Würzburg. Aufgelockert wurde der Abend durch gemeinsam gesungene Lieder, wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ (Beispiel eines Psalmliedes) oder „Dies sind die heil’gen 10 Gebot“ als Beispiel für ein typisches Katechismuslied, unterstützt durch einen spontan zusammengefundenen kleinen Chor. Luther sah in der Musik eine „göttliche Gabe“. Er führte das Kirchenlied in deutscher Sprache ein, im Gegensatz zu bisher überwiegend lateinischen Gesängen. Luther sah hierin eine Möglichkeit das Evangelium dem „einfachen“ Volk zugänglich zu machen. Er schrieb Texte und griff dabei teils auf bekannte volkstümliche Melodien zurück, erweiterte bestehende mittelalterliche Lieder oder übertrug lateinischer Hymnen ins Deutsche. So kam es zu einer weiteren Verbreitung reformatorischen Gedankengutes. Er verfasste erste „Liederbücher“.

Alle 3 Abende waren mit zahlreichen Teilnehmern aus beiden christlichen Gerbrunner Gemeinden gut besucht.

Durch die Raumgestaltung mit herbstlich dekorierten Gruppentischen entstand eine angenehme Atmosphäre. Neben den Vorträgen gab es jeweils Gruppenarbeiten zur Vertiefung der Thematiken. Dabei bot sich Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren und Gedanken auszutauschen. Als besonderes „Schmankerl“ wurde am 3. Abend Luthers Lieblingsbier, der „Einbecker Ur-Bock“ angeboten.

Die ausgesprochen gute Resonanz auf die bisherigen Gemeindeabende zeigt das allgemeine Interesse am Thema der Reformation. Dadurch ermuntert ist eine weitere Veranstaltung im Laufe des Jahres angedacht. Inhaltlich könnte es dann darum gehen, was die Reformation für uns heute oder auch weltweit bedeutet.

-SH-