Der Apostelbrief

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Auf ein Wort

Autor

Brief an meine Gemeinde

Liebe Gemeinde,

Nun bin ich schon einige Jährchen als Pfarrer hier in Gerbrunn und da fängt man unwillkürlich an, auch mal zurück zu denken. Wenn mein Blick im Gottesdienst so über die Versammelten schweift, dann stelle ich fest: Noch immer gibt es nicht wenige, die häufig in unsere Gottesdienste kommen. Immer wieder höre ich bei der Verabschiedung, dass meine Worte dem einen oder der anderen gut getan hätten, was mich natürlich ungeheuer freut. Aber dennoch fallen mir auch die Plätze auf, die inzwischen leer bleiben und ich frage mich: Wo sind sie geblieben?

Wo ist sie geblieben, die Mutter, die immer da drüben rechts saß und so begeistert war von meinen Predigten? Kaum war ihr Sohn konfirmiert, habe ich sie kaum noch gesehen.

Wo ist er geblieben, der ältere Herr, der nach dem Tod seiner Frau Sonntag für Sonntag in der drittletzten Reihe saß? Plötzlich blieb sein Platz verwaist. Hat es mit seiner neuen Lebenspartnerin zu tun? Habe ich irgendetwas gesagt, was ihm nicht gepasst hat? Viele trauen sich nicht, Kritik zu äußern und bleiben dann einfach weg.


Wo sind sie geblieben, die zwei Jugendlichen, die nach der Konfirmation noch einige Male hier waren? Das Studentenpärchen, das öfter im Mittelblock saß und das ich manchmal noch auf der Straße treffe? Die ehemalige Kirchenvorsteherin, die seinerzeit so intensiv mitgearbeitet hat und jetzt völlig abgetaucht ist?

Solche Gedanken kommen, ich kann es nicht verhindern. Und sie machen mich ein wenig traurig. Es würde mir besser gehen, wenn ich wüsste, was hinter dem Wegbleiben steckt. Treffe ich nicht mehr den richtigen Ton? Rede ich an der Lebenswirklichkeit vorbei? Sind unsere Gottesdienste zu langweilig? Verdunstet der Glaube immer mehr?

Wenn Sie sich angesprochen fühlen, würde ich mich freuen, von Ihnen zu hören. Ganz egal, ob per Brief oder mail, von Angesicht zu Angesicht oder fernmündlich. Haben Sie den Mut, mich anzusprechen. Nur wenn man miteinander spricht, kann man einander verstehen und voneinander lernen.

Nun aber Ihnen allen eine schöne, erholsame und gesegnete Sommerzeit!

Ihr Pfr. J. Riedel