Der Apostelbrief

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Von der Freiheit eines Christenmenschen

Autor

Freiheit – alleine das Wort klingt wie Musik in den Ohren. Seit Jahrhunderten riskieren Menschen für die Freiheit Leib und Leben. Von den Siedlern in den dreizehn nordamerikanischen Kolonien, die sich vom Joch des englischen Königs befreiten bis zu den Demonstranten des „arabischen Frühlings“ vor einigen Jahren: Alle diese Männer und Frauen wollten sich von Bevormundung und Fremdbestimmung befreien. Die Sehnsucht nach Freiheit ist eine der stärksten Antriebskräfte für uns Menschen.

Eine der wichtigsten Schriften, die Martin Luther hinterlassen hat, trägt den Titel „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Die zentralen Thesen in diesem Büchlein lauten: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.

Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Dieser scheinbare Widerspruch löst sich nach Luther auf, wenn man annimmt, dass der Mensch zwei Naturen hat: eine innere, geistliche und einen äußere, leibliche. Grob vereinfacht argumentiert Luther so, dass der innere, geistliche Mensch durch Christus befreit von seiner Schuld ist und deshalb in der Gemeinschaft mit Gott leben kann. Deshalb ist dieser innere Mensch frei und niemandem untertan. Weil das so ist, wird der äußere, leibliche Mensch demütig gegenüber seinen Nächsten werden und sich aktiv um seine Mitmenschen kümmern. „Gute Werke“ heißt das im kirchlichen Jargon. Deshalb wird der äußere Mensch zum „dienstbaren Knecht aller Dinge.“

Diese Unterscheidung zwischen dem inneren und dem äußeren Menschen hat sich Martin Luther nicht selbst ausgedacht. Schon die Evangelien beschreiben, wie sich Jesus sowohl dem inneren Menschen („dir sind deine Sünden vergeben“) als auch dem äußeren Menschen („Steh auf, nimm dein Bett und geh“) zuwendet.

Freiheit im christlichen Sinn bedeutet immer zunächst die Befreiung des inneren Menschen von seiner Schuld und damit die Aussöhnung mit Gott. Menschen, die im Erwachsenenalter Christen werden, berichten immer wieder von der Befreiung und Entlastung, die sie verspürt haben, als sie ihr Leben Christus anvertraut haben. An den äußeren Lebensumständen hatte sich in der Regel aber nichts geändert.

Manchmal führt die Befreiung des inneren Menschen aber auch dazu, dass Christen sich motiviert durch ihren Glauben für die Freiheit anderer Menschen einsetzen: William Wilberforce, der für die Abschaffung der Sklaverei in England eintrat und schließlich Erfolg hatte, Martin Luther King, der einer der Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung war oder Christian Führer, Pfarrer an der Leipziger Nikolaikirche und ein wichtiger Motor der friedlichen Revolution von 1989 in der DDR.

In dieser Richtung gäbe es noch einiges zu tun.

-pv-