Der Apostelbrief

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Von der Freiheit eines Christenmenschen

Autor

Lieber Freund,

lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen, hoffentlich geht es Dir gut. Du weißt ja, dass ich mit Kirche und so nie viel am Hut hatte, aber jetzt sind in meinem Leben verschiedene Sachen passiert, die mich doch zum Grübeln gebracht haben. Mit Details will ich Dich nicht langweilen. Aber weil ich weiß, dass Du immer so positiv von Deiner Gemeinde erzählt hast, dachte ich mir – das probierst Du mal aus.

Also bin ich letzten Sonntag in die nächste Kirche gegangen. Es gab noch viele freie Plätze, vor allem vorne. Ich habe mir einen Platz irgendwo in der Mitte gesucht. Kurze Zeit später kam ein Ehepaar und hat mich ziemlich unfreundlich angeschaut. Hatte ich mich etwa auf ihren Platz gesetzt? Stand aber nichts dran.

Zu Anfang hat die Orgel gespielt. Danach hat sich ein Typ in schwarzem Umhang vorne vor dem Tisch in der Mitte aufgestellt und alle sind aufgestanden. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass alle Besucher immer wieder gleichzeitig aufgestanden sind und sich wieder hingesetzt haben. Vielleicht will deshalb in der Kirche keiner vorne sitzen. Hinten kann man immer schauen, was die anderen machen.

Wir haben Lieder gesungen, von denen ich den Text kaum verstanden habe, obwohl er auf Deutsch war, glaube ich zumindest. Der Typ in Schwarz hat ein Gedicht vorgetragen und eine Frau eine Geschichte vorgelesen, die irgendwie in der Wüste spielte. Ganz verstanden habe ich das auch nicht. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich den Zusammenhang gewusst hätte. Der längste Teil war ein Vortrag, den der Typ in Schwarz gehalten hat. Da ging es auch um eine Geschichte aus der Wüste. Römer kamen auch vor. Aber an mehr kann ich mich nicht mehr erinnern.

Als die Veranstaltung zu Ende war, war ich doch ziemlich ernüchtert. Aber da alle noch zum Kaffee eingeladen waren, bin ich noch etwas geblieben. Einige Leute aus meiner Nachbarschaft haben mich begrüßt und gesagt, dass sie sich freuen, mich mal hier zu sehen. Mit ein paar Menschen in meinem Alter bin ich dann noch ins Gespräch gekommen. Sie haben sich gegenseitig erzählt, was sie gerade so beschäftigt und mich auch gefragt, wie es mir den so ginge. Einer meinte dann noch, dass es sicher etwas gewöhnungsbedürftig sei, wenn man das erste Mal einen Gottesdienst besucht. Ich habe ihm bestätigt, dass das sehr vorsichtig formuliert sei.

Wir sind dann draufgekommen, dass wir in der gleichen Gegend der Stadt arbeiten und er hat mich eingeladen, dass wir uns doch am Mittwoch nächste Woche mal nach der Arbeit treffen könnten, ein Bier trinken und quatschen. Das ist gut, denn ich habe viele Fragen.

Also war der Sonntag doch gar nicht so schlecht. Viele Grüße

Dein alter Freund

-pv-