Der Apostelbrief

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Gott erfahren

Autor

Nur etwa vier Prozent der Mitglieder der evangelischen Kirche besuchen regelmäßig einen Gottesdienst. Von den anderen 96 Prozent hört man oft: „Ich brauche die Kirche nicht, ich finde Gott im Wald“. Aber geht das überhaupt? Kann man Gott in der Natur finden?

Schaut man in die Psalmen, könnte man zu diesem Schluss kommen. In Psalm 19 heißt es: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt‘s dem andern, und eine Nacht tut‘s kund der andern, ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt.“ (Psalm 19, 2-5). Und tatsächlich gibt es einen Bereich der Theologie, der sich genau mit dieser Frage beschäftigt, die so genannte natürliche Theologie.

Auch unter Naturwissenschaftlern gibt es durchaus prominente Beispiele für Menschen, denen sich der Schöpfer in der Schöpfung offenbart. Von Max Planck, Physiker und Begründer der Quantenphysik, ist der Satz überliefert: „Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller seiner Überlegungen.“ Und viele Naturwissenschaftler staunen darüber, wie exakt die Eigenschaften von Elementarteilchen und ihren Wechselwirkungen untereinander aufeinander abgestimmt sind und so Leben im Universum erst möglich machen.

Andererseits ist es offenbar nicht zwingend, dass man aus der Beobachtung der Natur auf einen Gott als Schöpfer schließt. Vor allem unter Biologinnen und Biologen gibt es viele, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Erfahrung eher agnostische oder atheistische Überzeugungen entwickeln. Und auch unter Theologen ist die natürliche Theologie nicht unumstritten. Karl Barth lehnte den Ansatz der natürlichen Theologie strikt ab, weil sich Gott nur und ausschließlich durch sein Wort und durch Jesus Christus offenbare.

Tatsächlich kann man aus der Beobachtung der Natur heraus so ins Staunen kommen, dass man hinter der Schöpfung einen Schöpfer vermutet. Aber man kann auf diese Weise noch nichts über das Wesen dieses Schöpfers lernen. Dazu muss sich Gott uns tatsächlich offenbaren. Und so hat er sich Abraham, Isaak und Jakob und später dem ganzen Volk Israel vorgestellt. Seinen Höhepunkt erreichte diese Offenbarung aber an jenem ersten Weihnachten, als Gott selbst Mensch wurde. Durch Jesus wissen wir heute, wer Gott ist und sind von ihm eingeladen, in der Gemeinschaft mit ihm zu leben, für die wir eigentlich geschaffen sind. Die Adventszeit ist von alters her eine Gelegenheit, sich auf die Begegnung mit Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Gott, vorzubereiten. Es bleibt zu hoffen, dass uns das im vorweihnachtlichen und Jahresendtrubel gelingt. Vielleicht hilft dabei ein Blick an den Sternenhimmel, der die Ehre Gottes erzählt und seiner Hände Werk verkündigt.

-pv-