Der Apostelbrief

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Einige Gedanken zur Theologie Luthers, Teil 4

Vom Weg der Rechtfertigung

Zur Theologie Luthers, Teil 4
Zur Theologie Luthers, Teil 4

Können wir nicht zumindest ein wenig mitwirken mit Gott, was unsere Erlösung angeht? Im Sinne einer guten Zusammenarbeit? So haben wir uns am Ende des letzten Teils gefragt? Und das ist tatsächlich der Punkt, wo die Meinungen auseinandergingen - und gehen. Nach der gängigen mittelalterlichen Theologie - ich habe es schon angedeutet - war das durchaus bis zu einem gewissen Grad möglich. Sie sah den Weg des Menschen zum Heil in etwa so wie in der linken Grafik.

Luther dagegen hatte in seinen Studien über Paulus erkannt: Wir können vor dem gerechten Gott nichts tun, was uns rechtfertigen würde. Wir müssen aber auch nichts tun. Gott selbst ist der Aktive in diesem Geschehen. Seine Gerechtigkeit ist eine Gerechtmachung. Und nur wenn es auch wirklich ganz seine Sache ist, kann ich mir meines Heils gewiss sein. Dies zu leugnen und doch wieder auf das Mitwirken des Menschen zu setzen, hieße Christi Werk klein, ja unnütz zu machen. Darum sieht er den christlichen Heilsweg so wie in der rechten Grafik

Immer wieder hört man das Vorurteil, die Evangelischen würden lehren, dass wir der Meinung wären, dass wir die Hände in den Schoss legen könnten, da ja alles nur auf die Gnade und den Glauben ankomme.

Das ist ein riesiges Missverständnis. In seiner Freiheitsschrift sagt Luther zwar, ein Christenmensch sei - und er meint, was sein Heil angeht - ein freier Herr und niemanden untertan, keinem Gesetz und Gebot, aber auf der anderen Seite sagt er auch: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan“ - in der Liebe nämlich. Wie ist das zu verstehen? Als Christ bin ich befreit von der Sorge um mein Heil. Nun kann ich endlich von mir absehen und den Nächsten in seiner Not wahrnehmen und ihm helfen - um seiner selbst willen. Nicht um mein himmlisches Konto zu füllen. Gute Taten sind Werke der Dankbarkeit. Sie sind Folge der Erlösung und Hinweis darauf, dass der Heilige Geist dabei ist, aus dem im Glauben schon gerecht gesprochenen Menschen, allmählich auch einen gerechter werdenden Menschen aus mir zu machen. Fehlen sie, ist womöglich der Glaube schwach geworden und es gilt, sich erneut dem Evangelium zuzuwenden. Der Glaube schafft das Heil und die Werke, nicht die Werke schaffen das Heil. Der Glaube, dass ich vor Gott um Christi willen schon heute gerecht gesprochen bin. Trotz meines nur anfänglichen Gutseins. Trotz meiner bleibenden Sündigkeit, die immer wieder in der göttlichen Vergebung ihren Ausgleich finden muss.

Der Mensch ist unterwegs - innerlich und vor Gott schon ein Gerechtfertigter, äußerlich immer noch der Alte, immer noch Sünder. Er ist „iustus et peccator“, peccator in re, iustus in spe.

So muss sich der Christ auch selbstverständlich immer wieder dem Wort Gottes aussetzen - persönlich - dazu diente die Bibelübersetzung - wie auch im Zusammenhang mit der feiernden Gemeinde im Gottesdienst. Die heute verbreitete Auffassung, dass man auch jenseits von Bibelstudium und Gottesdienst ein glaubender Christ sein könnte, wäre Luther niemals in den Sinn gekommen. Im gehörten und im sichtbaren Wort, im Evangelium und in den Sakramenten, liegt unser Heil. Wer sich dem nicht mehr aussetzt, riskiert seinen Glauben, der plumpst bildlich gesprochen zurück in den Sumpf.

Ich muss hier einen Schnitt machen. Dabei habe ich noch nicht gesprochen über Luthers Sakramentsverständnis, nichts gesagt über die berühmte Lehre von den zwei Regimentern, kaum etwas über seine Ethik und v.a.m. Dafür fehlt hier der Raum. Aber dies alles ist bei Luther konsequent auf die Erlösungslehre hin orientiert. Sie ist das Zentrum seines Denkens. alles andere folgt aus ihr.

-JR-