Der Apostelbrief

April 2021
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Geschichten aus 25 Jahre Pfarrer Johannes Riedel in der Apostelkirche

Ein Mutmacher für den Bibelgesprächskreis (SB)

Als Herr Berthold und Herr Schneider nach vielen Jahren die Betreuung des Bibelabends einstellten, wurde bald deutlich, dass etwas Wichtiges im Gemeindeleben fehlte. Eine evangelische Gemeinde ohne Angebot zur Bibel? Aber wer könnte und wollte diese Aufgabe übernehmen? Keines der Gemeindeglieder, die gefragt wurden, hatte Zeit für ein weiteres Engagement übrig. Wir suchten Hilfe bei unserem Pfarrer; er würde einen Leiter des Bibelabends nennen können oder, so die leise Hoffnung, selbst die Gestaltung des Bibelabends übernehmen. Er hatte einen anderen Vorschlag: die an der Bibelarbeit Interessierten sollten sich ohne Theologen mit den Texten beschäftigen, denn nur auf diese Weise würden sie sich aktiv ihre Bedeutung und Aussage erarbeiten. Laien ohne fundiertes Wissen, was die Bibel angeht, sollen Bibeltexte auslegen? Die Skepsis war groß und das Zutrauen in das eigene Vermögen, diese Aufgabe zu bewältigen, eher klein. Pfarrer Riedel hat uns Mut gemacht, hat uns Anregungen und Hinweise zu einschlägiger Literatur und Seiten im Internet gegeben. Wir haben es gewagt und sind zum Bibelgesprächskreis zusammengekommen und können nun sagen, dass uns die intensive Bibelarbeit sehr bereichert hat und wir unsere Kenntnisse über Bibeltexte und historische Hintergründe ganz gut erweitern konnten. Natürlich konnten wir vieles nicht erklären und entschlüsseln, aber wir konnten jederzeit den „Fachmann“ fragen. Zudem kam Pfarrer Riedel ein- oder auch zweimal während eines „Bibelgesprächsjahres“ in unseren Kreis, um Fragen zu Texten und Glaubensinhalten zu klären oder auch mit einer „Vorlesung“, nach der uns die Köpfe rauchten, unser Verständnis zu erweitern. Dafür sind wir sehr dankbar.

Erinnerungen an Kirchenvorstandssitzungen eines ehemaligen Mitgliedes des Kirchenvorstandes (UG)

Monatlich ein Ereignis für alle Kirchenvorsteher! Sie treffen sich mit unserem Pfarrer Johannes Riedel im Gemeindehaus. Es wird geplant, Ereignisse werden besprochen, wie z.B. Wie soll das Gemeindefest gestaltet werden? Wie gehen wir mit Ein- und Austretenden in der Gemeinde um? Welche Gottesdienste müssen besonders bedacht werden? Kann sie sich die Jugend mit ihren Vorstellungen im KV durchsetzen? Oder denken die Älteren nur an ihren Lebensbereich? Und wie gehen wir sorgfältig mit dem Geld um? Ein buntes Feld von Gedanken und Vorstellungen, es ist immer sehr spannend. Noch spannender ist der zeitliche Rahmen: Pfarrer Riedel hat alles gut vorbereitet, auch dass die Sitzung von 20.00 bis 22.00 Uhr dauern sollte. Aber der Pfarrer hat seine Rechnung ohne seinen Kirchenvorstand gemacht. Was soll er tun, wenn einige Teilnehmer wichtige Dinge zu wichtigen Themen besprechen möchten? Und so ergibt sich eins aus dem anderen, ein Blick auf die Uhr sagt: Es ist schon wieder 23.30 Uhr.



Ein Einkehrtag des Kirchenvorstandes, der in Erinnerung bleibt (UH)

Es war im Juli 2006 – unserem letzten Einkehrtag. Wir trafen uns alle am Spätnachmittag in der Apostelkirche und wir staunten nicht schlecht, als uns Pfarrer Riedel in den Nebenraum der Kirche bat und wir dort auf ein Gebilde aus lauter bunten Tüchern blickten, die auf dem Boden ausgebreitet waren. Die Tücher stellten unseren Weg dar – vom Anfang bis ans Ziel, also von 2000 bis 2006 – und er war auch beschriftet. Er führte über einen Kummersee durch eine Schlucht der Gefahren und der Ängste auf eine Jubelwiese und weiter über eine Durststrecke zum Feld der Zusammenarbeit und an einem unbestellten Acker vorbei zum Ziel.

Wir wurden gebeten, uns zu diesem zurückgelegten Weg Gedanken zu machen, sie aufzuschreiben und den einzelnen Stationen zuzuordnen. In kleinen Kreisen wurde erst etwas zögerlich, dann aber immer lebhafter diskutiert.

Mikas Wegbild

Zum „Kummersee“ fiel uns z. B. ein, dass wir es sehr bedauerten, aus ernsthaften religiösen Bedenken die Bitte einer amerikanischen Gemeinde in unserer Kirche während des Umbaus ihrer eigenen Gemeinderäume ihre Gottesdienste zu feiern, leider ablehnen mussten. Bei der „Schlucht der Gefahren und der Ängste“ erinnerten wir uns an den großen Respekt, den wir vor dem Amt eines Kirchenvorstandes hatten. Würde uns der erste Mesnerdienst, das erste Austeilen des Abendmahls gut gelingen? Es heißt auch „der Kirchenvorstand ist die geistliche Leitung der Gemeinde“. Würden wir es schaffen, wichtige Entscheidungen – oft von großer Tragweite auch verantwortungsvoll richtig zu treffen? Jetzt, am Ende der sechs Jahre stellten wir aber doch fest, dass es mit Gottes Hilfe gelingen kann. Auf der „Jubelwiese“ konnten wir viele schöne Dinge zusammentragen. Nach einer schwierigen Entscheidungsfindung hatten wir das Abendmahl mit Kindern in unserer Gemeinde einführen können, was bis heute gut angenommen wird. Der Besuchskreis war wiederbelebt worden, es fanden Gemeindeabende und Themenabende statt. Freude hatte uns auch das Vorbereiten und Mitgestalten vieler kirchlicher Aktivitäten und besonderer Gottesdienste, wie Segnungs-, Osternacht- und Familiengottesdienste und die Einführung der jährlichen Gottesdienste mit der Offenen Behindertenarbeit gemacht, um nur einige zu benennen. Auf dem „Feld der Zusammenarbeit“ konnten wir alle nur große Dankbarkeit empfinden, denn nach einer ziemlichen Durststrecke – drei Kirchenvorsteherinnen konnten nicht mehr im Gremium mitarbeiten - wuchsen wir sehr eng zusammen. Trotz umfangreicher, oft anspruchsvoller Aufgaben hat dieses vertrauensvolle Miteinander alle bereichert und oft auch viel Spaß gemacht. Die letzte Station „der unbestellte Acker“ aber verunsicherte uns ein wenig. Was hatten wir wohl nicht geschafft? Hier aber fand Pfarrer Riedel einen schönen Schlussgedanken: am Ende dieses gemeinsamen Weges steht jetzt kein fertiges Produkt, kein fertiges rundes Bild, kein fertiges „Haus“, aber da ist ein großes Stück auf dem Acker, das wir gemeinsam für unsere Gemeinde in der Apostelkirche beackert, gepflügt und bestellt haben und dafür dürfen wir froh und dankbar sein. Die Arbeit auf dem Feld ist nie zu Ende. Geben wir nun den Pflug weiter.

Nach diesem regen Gedankenaustausch feierten wir dann in der Kirche zusammen das Abendmahl. Ein wenig später wurde dann noch in fröhlicher Runde gegrillt. Übrigens Mika Palm hat sich dieses Tüchergebilde damals eingeprägt und ein Bild dazu gemalt. Dieses wurde dann bei unserer Verabschiedung Pfarrer Riedel mit unserem Dank für diesen Einkehrtag überreicht und hängt immer noch in unserem Clubraum.



Eine Erinnerung zur Schaukastengestaltung (MP)

Als ich 2002 die Schaukastengestaltung für die Apostelkirche übernehmen wollte, bat ich zuvor Pfarrer, Riedel einen Jahresplan aufzustellen, wann welcher Anlass zu welcher Zeit kreativ gestaltet werden könnte. Er fand die Idee gut und fragte mich, wann und wo wir uns zu diesem Zweck treffen könnten. Wie wäre es bei mir zu einem Arbeitsfrühstück, schlug ich scherzhaft vor? Er schaute mich ganz erstaunt und fragend an. Naja, meinte ich, wenn andere ihre Planungen bei einem “Arbeitsessen“ entwickeln, könnten wir es doch mit einem gemeinsamen „Arbeitsfrühstück“ bei mir probieren. Gesagt – getan. Dabei lernte ich durch Johannes eine für mich völlig neue Arbeitsvorgehensweise kennen. Sie war richtungsweisend, einfühlsam und warmherzig. Es war die Grundlage einer 19 Jahre währenden konstruktiven und kreativen Gestaltung des Schaukastens der Apostelkirche.

Schaukasten

Eine besondere Weihnachtspredigt (MS)

Predigten orientieren sich ja üblicherweise an einem biblischen Text, insbesondere wenn es sich um eine Predigt zu Weihnachten handelt. Vor vielen Jahren gab es in Gerbrunn von dieser Regel eine seltene Ausnahme. Was war passiert: Im Dezember eben dieses Jahres hatte Susanne Riedel zur Feier ihres Geburtstags eingeladen, unter den Gästen auch einige eifrige Kirchgänger und KV-Mitglieder. Je später der Abend, umso besser die Stimmung und plötzlich entstand da unter einigen munteren Gästen die Idee einer Wette mit unserm Pfarrer Johannes. „Wie wäre es, wenn sich die Weihnachtspredigt nicht nur am biblischen Text orientiert, sondern auch an einigen von den anwesenden Gästen frei gewählten Begriffen?“ Schnell wurden einige Begriffe gefunden, unter anderem „Rotwein“, „Fledermaus“ und noch einige ähnliche mehr. Die Wette lautete: „ Wir wetten, dass es Johannes Riedel nicht gelingt, diese Begriffe in die kommende Weihnachtspredigt einzubauen“. Johannes Riedel schlug in die Wette ein!

Mit großer Spannung erwarteten die Beteiligten nun den Weihnachtsabend und die Predigt. Ich glaube, selten haben die Beteiligten an dieser Wette den Weihnachtsgottesdienst mit solcher Aufmerksamkeit verfolgt.

Und siehe da! Am Ende der Predigt waren tatsächlich alle vorgegebenen Begriffe in der Predigt aufgetaucht. Die Gemeinde hatte nichts davon gemerkt, aber die Beteiligten hatten großen Spaß dabei gehabt und werden diese Predigt besonders im Gedächtnis behalten. Unser Pfarrer jedoch konnte als Sieger dieser Wette Weihnachten feiern.



Ein musikalischer Pfarrer (HS)

Zweierlei

In zahlreichen Gottesdiensten durften wir die musikalischen Talente unseres Pfarrers miterleben. Regelmäßig begleitete er unseren Gemeindegesang mit der Gitarre und dem Klavier und sorgte so für eine abwechslungsreiche Gestaltung unserer Gottesdienste. Sehr gerne erinnere ich mich an wundervolle Abende, als er mit seiner Frau Susanne und teilweise weiteren Musikern in „Haste-Töne“-Konzerten geistliche und weltliche Musik präsentierte und dabei auch eigene Kompositionen und Texte vortrug. Auch als Duo „ZweiRlei“ durften wir die musikalischen Ideen von Johannes und Susanne genießen. Diese Konzerte waren stets sehr gut besucht, voller Vorfreude wurde auf sie hingefiebert und man sprach noch lange darüber. Vielen Dank für diese wunderbaren Stunden.

Mit Gitarre

Unser Pfarrer im Gottesdienst (EH)

Lieber Herr Pfarrer Riedel, schade dass Sie die Apostelgemeinde Gerbrunn verlassen. Als ehemalige Pfarramtssekretärin möchte mich noch einmal ganz herzlich für die gemeinsame gute und schöne Zeit der Zusammenarbeit mit Ihnen bedanken. Sie haben die sonntäglichen Gottesdienste für mich zu etwas Besonderen gemacht. Ihre Predigten waren für mich sehr eindrucksvoll, aber sie bescherten mir auch ein kleines Problem. Meine Familie bestand auf ein pünktliches Sonntagsmahl und falls die Predigt einmal etwas länger ausfiel bestand die Gefahr, dass die Klöße verkochten. So nahm ich meinen Mut zusammen und sprach Sie darauf an. Eines Sonntags, als die Predigt etwas länger dauerte, beendeten Sie diese dann mit der Bemerkung, dass Sie jetzt aber zum Ende kommen müssten, da sonst zu Hause die Klöße verkochten. Das hab' ich nie vergessen und schmunzle noch heute darüber.

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen alles Gute für Ihre neue Pfarrstelle in Veitshöchheim.

Im Gottesdienst