Der Apostelbrief

Sommer 2023
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Grußwort Pfarrerin Conrad

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Liebe Leserin, lieber Leser,

„Hast du gewusst, dass Gott auch Urlaub macht?“ Fast schon ein bisschen vorwurfsvoll schaut mich meine Schwester, die in Hamburg lebt, an. „Wir waren im Kindergottesdienst, und die Pastorin hat zum Schluss gesagt: Gott macht jetzt auch Urlaub, und wir sehen uns nach den Sommerferien wieder.“

Interessante Frage. Hat Gott auch mal frei? Macht er im Sommer was anderes als zu Weihnachten? Schaue ich mich in unserer Kirchengemeinde um, in den Gottesdiensten, bei den Chören, bei den Pfadfindern, dem Bibelkreis und anderen Veranstaltungen, könnte man meinen, das ist die vorherrschende Überzeugung: von Erntedank bis Ostern hat Gott „Saison“. Dann übernimmt bei den Konfirmationen und zu Pfingsten schon der Heilige Geist und danach – danach machen alle eben was anderes, „muss ja auch mal sein“.

Warum aber dann dieser vorwurfsvolle Unterton? Dass Gott mal nicht im Dienst sein könnte, das scheint uns nicht zu behagen. Schon im Kindergottesdienst singen wir: „Immer und überall, immer bist du da.“ Das ist eben Gott: immer erreichbar, immer „on“ – für den Fall, dass ich ihn mal brauche. Ein Sprichwort aus dem Zululand sagt: „Gott besucht uns häufig, aber meistens sind wir nicht zu Haus.“ Naja, das kann schon mal vorkommen, schließlich haben wir ja auch immer eine ganze Menge zu erledigen. Aber umgekehrt möchten wir das dann doch nicht erleben.


Als Gott Mensch wird, im Neuen Testament, da lesen wir am Rande auch von seinem Bedürfnis nach Ruhe. Im Markusevangelium wird verschiedentlich berichtet, dass Jesus auch mal eine Auszeit brauchte, er für sich (Mk1,35-39) und mit seinen Jüngern (Mk6,30-32). Ruhe nach all der Arbeit, Zeit, um sich wieder zu sammeln, um zu sich zu kommen, um zu beten. Gegönnt wird Jesus das nicht sogleich laufen ihm bzw. seinen Jüngern alle nach, suchen ihn, ja, wollen ihm sogar zuvorkommen. Jesus steckt das recht souverän weg, wie's aussieht – das macht wohl seine göttliche Belastbarkeit.

Wir Menschen können das nicht. Wir kommen nicht aus ohne regelmäßige Ruhezeiten, einen angemessenen Nachtschlaf, einen arbeitsfreien Tag, ohne Urlaub. All das brauchen wir, um wieder neu Kraft tanken zu können.

Vieles, was mit Zeit und Arbeit verbunden ist, ruht deshalb in den Ferienzeiten auch in unserer Kirchengemeinde. Gott aber bleibt weiter für uns da, immer und überall. Besuchen Sie ihn doch ruhig mal an seinen anderen Wohnorten: bei „Kirche unterwegs“ auf dem Campingplatz, auf der Reise in einer Autobahnkirche, bei einem fremdsprachigen Gottesdienst in Italien, Kroatien oder Schweden – oder am Sonntagmorgen in der Apostelkirche, im Haslachtal oder im Hofgarten. Er ist zuhause und freut sich auf Sie. Erholsame Sommertage wünscht

Ihre Pfarrerin Julia Conrad