Der Apostelbrief

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Geistliches Wort

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Was gibt mir Halt in meinem Leben? Woran orientiere ich mich? Jedes Jahr aufs Neue sind dies die Leitfragen, an denen wir die Inhalte unseres Konfirmandenkonzepts ausrichten. Jugendliche in der spannenden Zeit des Erwachsenwerdens eine Zeitlang zu begleiten, ihnen Angebote zu machen aus dem christlichen Glauben, der christlichen Gemeinde vor Ort heraus, das prägt die Konfirmandenarbeit.

Neben den Gemeinschaftserlebnissen taucht dabei immer wieder die Frage auf: und ich? Was nehme ich persönlich für mein Leben mit, was bringt mir der Glaube, welche Bedeutung hat kirchliche Gemeinde für mich? Beim letzten gemeinsamen Konfi-Samstag im April sind dabei auch wieder einmal die zehn Gebote in den Blick gerückt. Miteinander wurde überlegt, welche Gebote so immer noch und unverändert gelten; welche Gebote in heutiger Zeit vielleicht anders lauten müssten und, ganz spannend, ob es heute noch mehr und andere Gebote geben müsste – zum Beispiel ein elftes Gebot, das den Schutz des Lebensraumes für alle Geschöpfe gleichermaßen festschreibt. Klimakrise, Umweltzerstörung, Zukunftsängste – für die Menschen des Alten Testaments vielleicht noch nicht so sehr im Fokus, für die Jugendlichen unserer Tage allerdings ein existenzielles Anliegen.

Im Monatsspruch für den Mai geht es auch um das rechte Verständnis der Gebote, diesmal aus frühchristlicher Sicht.

Der Apostel Paulus schreibt – auch bereits aus einer zeitlichen Entfernung heraus – an seine Gemeinde in Korinth: Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich (1. Kor 6,12). Im Grunde bedient Paulus sich der gleichen Methode wie unsere Konfis, wenn er die bestehenden und gültigen Gebote auf ihre aktuelle Bedeutung hin überprüft und neu akzentuiert. Aus dem „Du sollst nicht“ wird ein „Ich darf, aber...“.

Alles ist erlaubt – aber ich habe Acht darauf, ob das, was ich zu tun gedenke, auch dem Guten dient, nicht nur für mich, auch für andere. Alles ist erlaubt – aber ich habe Acht darauf, dass ich mich nicht verrenne in meine Überzeugung, dass ich mich nicht bestimmen lasse von nur einer, meiner, exklusiven Wahrheit; ich schaue genau auf das, was mein Handeln antreibt und vermeide zum Getriebenen zu werden. „Nichts soll Macht haben über mich“ oder, wie es in der Luther-Übersetzung vor 2017 hieß: „es soll mich nichts gefangen nehmen.“ – das gilt für Ansichten ebenso wie für Abhängigkeiten, insofern sie eben nicht einem guten Miteinander dienen.

Um die Gebote für ein gutes Miteinander mit Gott und den Menschen immer wieder neu zu verstehen und auf das eigene Leben anzuwenden, bedarf es des beständigen Fragens: Was gibt mir Halt? Woran orientiere ich mich? Die christliche Gemeinde eröffnet nicht nur die Frage-Räume in ihren Angeboten und Veranstaltungen, sie macht sich auch gemeinsam auf die Suche nach Antworten. In den verschiedenen Gottesdiensten ebenso wie in den vielfältigen Begegnungen rund um die Apostelkirche. Und eben in der Begleitung Jugendlicher auf dem spannenden Weg des Erwachsenwerdens, auch in Glaubensfragen.

Herzliche Einladung zur Konfirmation am 5. Mai 2024, 10:00 Uhr, in der Apostelkirche!

Es grüßt Sie Ihre Pfarrerin Julia Conrad