Der Apostelbrief

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Nr. 155
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Computerstammtisch
Der erste Computertreff im Oktober 2010.

Seit Oktober 2010 bieten Wolfgang Pavel und Klaus Wirsing einmal im Monat einen Computerstammtisch in der Apostelkirche an. Mit viel Expertise:

Wolfgang Pavel war in seinem Berufsleben Mathematiker, hat die Entwicklung der Computerwelt von der ersten Stunde der Großrechner bis zum Smartphone aktiv begleitet und an der Uni die ersten Programmierungskurse geleitet.

Klaus Wirsing verdankt seine Kenntnisse der Ausbildung zum Elektroinstallateur und seiner beruflichen Erfahrungen als Übertragungs- und Vernetzungstechniker bei der Post.

Mit viel Expertise und viel Geduld haben sie nicht nur älteren Menschen den Alltag im digitalen Zeitalter erleichtern können. Ende diesen Jahres soll nun Schluss sein – Zeit, um Bilanz zu ziehen und auf so manche Erlebnisse und Erfahrungen zurückzublicken.

Herr Wirsing, Herr Pavel: Was hat Sie bewogen, dieses Projekt anzustoßen?

Die Idee kam uns nach zwei Internetkursen für Senioren, die wir im Jahr 2009 in der Eichendorffschule hielten. Denn die Teilnehmer hatten gerade nach den Kursen etliche Fragen; manche machten dann von telefonischer oder persönlicher Beratung durch uns Gebrauch. So kamen wir auf die Idee eines regelmäßigen Treffs zum Austausch und zur Klärung alltäglicher, oft „kleiner“ Probleme im Umgang mit dem Computer.

Nach einigem Suchen fanden wir in der Apostelkirche die nötigen räumlichen und technischen Voraussetzungen und erfreulicherweise eine sofortige Bereitschaft des Kirchenvorstands, dieser Aktivität ein Zuhause zu geben.

Wer sich ehrenamtlich engagiert, tut das meist nicht nur zum Wohle anderer, sondern weil das eigene Herz dafür schlägt – gibt oder gab es bei Ihnen auch eine innere Motivation?

Wirsing: Mir war schon früh klar, dass der Computer ein wichtiges Hilfsmittel für die private Nutzung werden wird, an dem man nicht vorbei kommt. Auch ein gewisser Zwang ins Internet war und ist zu spüren, dem man sich nicht einfach verschließen kann. Menschen, die diese Technik für sich nutzen und entdecken wollten, brauchten als reine Anwender technische Unterstützung. Die wollte ich gerne zur Verfügung stellen.

Pavel: Deshalb war es uns von Beginn an wichtig, keinen festen Kurs anzubieten, sondern die Leute mit ihren mitgebrachten Fragen abzuholen. Und die Fragen dann möglichst gleich hier vor Ort praktisch zu lösen. Das hat uns zufrieden und glücklich gemacht.

Wirsing: Und die Teilnehmer auch. Der wohl meistgehörte Satz war: „Das kann man damit alles machen?“ Und dann: „Was? So einfach ist das?“

Erinnern Sie sich an Donnerstage, an denen Sie zusammengepackt haben und dachten: Das hat sich jetzt wirklich gelohnt, das hat Spaß gemacht?

An viele. Richtig gut war’s immer dann, wenn die Teilnehmer anfingen, sich gegenseitig zu helfen, denn manchmal waren wir beide ja mit der Lösung eines Problems etwas länger beschäftigt. Wenn dann aus den ehemaligen Anfängern Berater wurden oder gar Experten, dann hat uns das besonders gefreut.

Außerdem haben wir selbst immer mehr dazu gelernt, die Entwicklung ging ja rasch. Anfangs bezogen sich die Fragen auf den lokalen Rechner, dann kam das Internet dazu und jetzt immer mehr die Fragen nach Verbindung von Rechner und Smartphone. Wir haben uns als „Nerds der erste Stunde“ gerne den Herausforderungen von kniffligen Problemen gestellt, und wenn wir dann gemeinsam damit zurecht gekommen sind und eine auch für uns neue Lösung gefunden haben, war das sehr befriedigend.

Gab es auch Probleme, mit denen Sie zu kämpfen hatten?

Wirsing: Anfangs ging es hauptsächlich um die optimale Anwendung von Desktop-Programmen, um die Vermittlung des logischen Aufbaus eines Desktops mit Ordnerstruktur beispielsweise und den Einsatz von Kurzbefehlen. Je wichtiger das Internet wurde, desto schwieriger wurde es für uns, denn die technische Ausstattung hier in der Apostelkirche war nicht optimal, die Ladezeiten für Programme erforderten viel Geduld.

Pavel: Um überhaupt ins Netz zu kommen, habe ich einen WLAN-Router selbst gebaut. Und wenn wir zusätzlich Verstärkung brauchten, haben wir vom Balkon aus sogar den Rathaus-Hotspot angezapft.

Ist das der Grund, warum jetzt Schluss ist? Wäre ja schade, da wir (hoffentlich) demnächst perfektes WLAN in der Apostelkirche anbieten können.

Nein, das ist nicht der Grund. Wir beobachten, dass immer weniger Bedarf für solch einen Stammtisch da ist. Die digitale Expertise hat ja allgemein stark zugenommen, fast jeder kennt sich selbst aus oder kennt jemanden, den er fragen kann. Außerdem wird die Anwendung immer einfacher, es ist zur Bedienung eines digitalen Geräts längst nicht mehr soviel Hintergrundwissen wie früher nötig, wie was funktioniert. Das ist durchaus nicht ungefährlich, denkt man z.B. an Datensicherheit, wirft aber kaum mehr Fragen auf, die man nicht sofort online lösen könnte. Und wenn die Sprachsteuerung weiter ausgebaut wird, klärt man seine Probleme gleich direkt mit dem Rechner. Sich analog zu treffen und gemeinsam zu tüfteln, ist nicht mehr zeitgemäß. Und mit der Zeit zu gehen, das war uns schon immer ein Anliegen.

Computerstammtisch

Dann bleibt mir nur zu sagen: Herzlichen Dank – für dieses Interview, aber vor allem für Ihre vielen Jahre Ehrenamt in der Apostelkirche.

Die Fragen stellte Pfarrerin Julia Conrad.