Der Apostelbrief

Oktober 2024 - Januar 2025
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Aug. - Okt. 2024
Nr. 155
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Geistliches Wort

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Familienfest. Besuch ist da, volles Haus, endlich haben alle mal wieder Zeit zum Sitzen und Reden, zum Ausspannen. Fast alle.

„Sag Bescheid, wenn ich Dir helfen kann!“ Bestimmt gut gemeint – aber oft ertappe ich mich dabei, dass ich lieber dankend ablehne: „Danke, lass gut sein, im Moment nicht.“ Denn darüber nach-zudenken, wie und womit mir jetzt gerade zu helfen ist und vielleicht auch noch zu erklären, wie ich es gerne hätte – das erscheint mir oft umständlicher, als Hilfe anzunehmen. Dann mach ich das doch lieber selbst. Und lade mir damit nicht selten mehr oder andere Arbeit auf, als eigentlich gut und nötig wäre.

Um Hilfe zu bitten, Mitarbeit zu organisieren, ist oft gar nicht einfach. Wen kann ich wofür gebrauchen – und wann? Was kann ich getrost abgeben, wieviel Vorbereitung ist dafür nötig – und lohnt sich das überhaupt, werde ich nicht schneller fertig, wenn ich es gleich selbst mache? Wie schön wäre es, wenn all die hilfsbereiten Menschen einfach ganz von selbst wüssten, was jetzt dran ist. Aber ob das dann funktioniert...

Es ist ein mühsamer, aber lohnender Weg, vom Plan im Kopf zum guten gemeinsamen Handeln zu kommen. Denn nur wenn ich sage, was ich brauche, gebe ich meinen Mitmenschen die Chance zu handeln und zu helfen. Damit wir als Gemeinde sicher sein können, hier nichts zu verpassen, finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Apostelbriefs die ein oder andere „Stellenausschreibung“ für ehrenamtliches Engagement. Denn wie können Sie, wie kannst Du wissen, dass wir genau nach Dir, nach Ihnen auf der Suche sind? Wer nicht sagt, was er braucht, muss sich nicht wundern, wenn er nichts kriegt.

Das gilt nicht nur fürs Bitten, das gilt auch fürs Beten. Zwar gibt es diesen schönen Satz in Psalm 139,4: „Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, dass du, Herr, nicht schon wüßtest.“ Dennoch: wenn wir Gottes Hilfe brauchen, dann müssen wir schon konkret werden. Natürlich kennt Gott unsere persönlichen Beschwernisse und Nöte und weiß, wo wir seinen Beistand brauchen. Natürlich weiß Gott auch, dass uns die Kriege in der Welt, das Leid vieler Menschen, die Zerstörung unserer Umwelt am Herzen liegen. Uns darin beizustehen, das Gesicht dieser Welt zu verändern, dazu ist er selbst Mensch geworden. Aber damit er auch in meinem Leben wirken kann, Wirklichkeit wird, dazu muss ich sagen, was ich brauche. „Bittet, so wird euch gegeben“, heißt es im Matthäus-Evangelium. Genauso wenig, wie ein „Wäre schön, wenn jemand mal mit anpackt!“ dazu führt, dass der Tisch gedeckt, die Spülmaschine ausgeräumt, das Gemüse geschnitten und der Salat gewaschen ist, genauso wenig sind flüchtige Stoßgebete, vorformulierte Gebetstexte oder allgemeine Fürbitten dazu geeignet, dem Handeln Gottes in meinem Leben eine echte Chance zu geben. Jesus Christus lädt uns ein, konkreter zu werden – im Bitten und im Beten. Wenn Sie dazu Gesellschaft brauchen, kommen Sie gerne vorbei: sonntags in unsere Gottesdienste, am Buß- und Bettag zum Abendgottesdienst oder zum ökumenischen Friedensgebet am Volkstrauertag. Und an Weihnachten sowieso.

Pfarrerin Julia Conrad