„Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde“ – der Bibelgesprächskreis hört auf.
Was der Prediger Salomo, Kohelet, im letzten Kapitel seines Bibelbuchs schreibt, berichten mit anderen Worten auch die drei Damen, die sich im August zum Interview mit Pfarrerin Conrad getroffen haben: Sigrid Biller und Monika Panke, die zum Vorbereitungsteam des Kreises zählen und Angelika Krauß, die aus der Maintal-Nachbarschaft kommend gerne an den Abenden teilgenommen hat. Gemeinsam blicken sie zurück auf 14 Jahre Bibelgesprächskreis in der Apostelkirche.
Apostelbrief: Frau Biller, Frau Panke: Sie gehören gemeinsam mit Ursula Humphrey zu den Frauen der ersten Stunde, die den Bibelgesprächskreis 2011 in ehrenamtliche Hand genommen haben. Was hat Sie bewogen, dieses Projekt anzustoßen?
Frau Biller, Frau Panke: Der ökumenische Bibelgesprächskreis ist nicht aus dem Nichts entstanden, Vorläufer waren die ökumenischen Bibelabende, die Herr Berthold und Herr Schneider gemeinsam angeboten haben. Uns war es ein Anliegen, in guter evangelischer Tradition die Bibel zusätzlich zur sonntäglichen Predigt gemeinsam zu lesen und zu verstehen und uns darüber auszutauschen. Mit Hilfe von Bibelleseheften, die sich jährlich mit anderen Bibelbüchern oder auch mit bücherübergreifenden Themen beschäftigten, haben wir immer zu zweit einen Abend vorbereitet und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Mitdenken und zum Austausch angeregt.
Frau Krauß: Und die Abende waren immer super vorbereitet, das muss ich sagen, sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch. Es war problemlos möglich, dazu zu kommen, das Angebot war gleichermaßen niederschwellig wie anspruchsvoll-anregend. Im Schnitt fanden sich so rund 10 Personen zusammen an einem Abend.
Apostelbrief: Wer sich ehrenamtlich engagiert, tut das meist nicht nur zum Wohle anderer, sondern weil das eigene Herz dafür schlägt – gibt oder gab es bei Ihnen auch eine innere Motivation?
Frau Panke: Wir haben durch die Vorbereitung und durch die Abende oft eine neue Sicht auf die Bibel gewonnen, zunächst war es mal eine Art Fortbildung im christlichen Glauben. Aber allmählich hat sich auch das eigene Bibelverständnis verändert, es hat sich vertieft.
Frau Biller: Die Diskussionen haben oft auch neue Perspektiven gebracht, so dass man die biblischen Inhalte auch mit dem eigenen Erleben in Beziehungen setzen konnte.
Frau Krauß: Und je besser man sich kannte, desto mehr hat sich ein Vertrauensverhältnis zwischen den einzelnen Personen entwickelt.
Apostelbrief: Erinnern Sie sich an Abende, an denen Sie zusammengepackt haben und dachten: Das hat sich jetzt wirklich gelohnt, das hat Spaß gemacht?
Frau Krauß: Eigentlich jeder, weil sie so gut vorbereitet waren – oft mit gestalteter Mitte und so, dass man was zum Anschauen hatte. Und die musikalische Begleitung durch Mechthild Schwierczek war sehr hilfreich, wir haben gerne gesungen.
Frau Panke: „Frauen der Bibel“- das war mein Highlight. Da hat sich jede eine Persona ausgesucht und wir sind als diese Person miteinander ins Gespräch gekommen.
Frau Biller: Und es war auch immer Platz für Fragen und Zweifel. Eine Teilnehmerin sagte mal am Ende eines Abends sehr zornig: „Aber ich verstehe immer noch nicht, warum Jesus so grausam sterben musste“ – auch dafür war Platz.
Frau Panke: Manchmal haben wir uns Fragen gestellt, die wir vorher gar nicht gehabt haben.
Apostelbrief: Gab es auch Probleme, mit denen Sie zu kämpfen hatten?
Frau Biller: Die Corona-Zeit war natürlich eine Herausforderung, wir haben lange pausiert. Aber als es wieder ging, haben wir uns gefreut, dass alle wieder gekommen sind, danach hatten wir kaum Verluste.
Dennoch haben die schwankenden und in den letzten Monaten schwindenden Teilnehmerzahlen uns natürlich Sorge gemacht. Einige Menschen, die von Beginn an dabei waren, sind mittlerweile schon verstorben, darunter auch Ursula Humphrey, die eine treibende Kraft war. Andere sind nicht mehr wiedergekommen, und Neuzugänge hatten wir kaum noch.
Frau Panke: Und man wird mit der Zeit auch selbst müde – wenn das Format gleich bliebt und das Vorbereitungsmaterial, dann wird vieles ähnlich, wiederholt sich.
Apostelbrief: Ist das der Grund, warum Sie jetzt aufhören?
Frau Biller, Frau Panke: „Aufhören“ ist immer so ein hartes Wort. Aber ja – wir möchten den Bibelgesprächskreis so, wie er jetzt ist, beenden. „Alles hat seine Zeit“, auch das sagt Kohelet. Wir machen jetzt gerne Platz für andere Menschen, die für ein neues Format die Verantwortung übernehmen wollen. Es steht außer Frage, dass die Möglichkeit, sich über biblische Texte auszutauschen und so miteinander im Glauben zu wachsen, eine höchst lohnende und bereichernde Aufgabe ist. Wir hoffen, dass wir auf anderen Wegen miteinander ins Gespräch kommen.
Apostelbrief: Dann bleibt mir nur zu sagen: Herzlichen Dank – für dieses Interview, aber vor allem für Ihre vielen Jahre Ehrenamt in der Apostelkirche.
Die Fragen stellte Pfarrerin Julia Conrad