Der Apostelbrief

November 2025 - Januar 2026
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Nr. 159
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Geistliches Wort

2030. Es kommt vor, dass diese Jahreszahl mit sorgenvoller Stimme gemurmelt wird, vor allem in kirchlichen Kreisen – grad so, als sei dies das Ende der vorstellbaren Gemeinde-Welt. Denn:

Im Jahr 2030 muss und will sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, die ELKB, zu der wir im Dekanat Würzburg und als Gemeinde hier in Gerbrunn gehören, strukturell verändert haben. Alles wird weniger: Mitglieder, Haupt- und Ehrenamtliche, Geld. Darum wurde ein Reformprozess angestoßen, der nun schon Halbzeit hat und unter anderem Folgendes bewirken soll: Verschlankung aller Strukturen. Denn wenn alle und alles weniger werden, müssen auch Kirchengemeinden, Dekanate, Kirchenkreise und das Landeskirchenamt selbst sehen, wie sie mit dem „Weniger“ zurecht kommen. Eine Möglichkeit: größere Strukturen zu schaffen. Bis 2030. Bis zur nächsten Kirchenvorstandswahl.

Die Gemeinden der Friedenskirche Rottendorf, der Auferstehungskirche Würzburg und der Apostelkirche Gerbrunn bilden schon seit vielen Jahren, noch von Pfarrer Behnk initiiert, eine Pfarrei. Das war sehr weise und zukunftsträchtig für kleine Gemeinden, hat sich aber über die Jahre hinweg leider aus personellen Gründen immer weiter auseinander dividiert - man erzählt von Konkurrenz und gegenseitigen Verletzungen, alles nicht schön. Seit ein paar Jahren beleben vor allem unsere jungen Leute die Pfarrei wieder neu, Konfi und Jugendarbeit gehen nur noch gemeinsam, wir werden ja weniger. Mittlerweile organisieren wir Kolleginnen den Predigtdienst in guter Absprache und Abwechslung, die Kirchenvorstände sind da sehr unterstützend und geben auch dem Projekt „Gottesdienstbesuch in der Nachbarschaft“ eine weitere Chance – viel schöner, als den Gottesdienst einfach ausfallen zu lassen.

Alles Schritte auf dem Weg nach 2030. Denn man kann 2030 entweder ängstlich als das vermeintliche „Ende der Welt“ befürchten oder den Prozess als Zukunftschance sehen. Man kann sich im Klein-Klein der Zuständigkeiten verlieren oder versuchen, die Verwaltung in einem gemeinsamen Pfarramt zusammenzuführen. Man kann die eigenen Finanzmittel volle Pulle in das noch vorhandene Haus stecken oder man macht ein gemeinsames, bedarfsgerechtes Immobilienkonzept. Man kann an den eigenen Veranstaltungen vor Ort festhalten oder man lässt Veranstaltungen wandern, kann sich einladen oder auch mal abwechseln.

Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu (Offb 21,5). Das wird die Jahreslosung 2026 sein. Und wir dürfen all unsere Hoffnung und unser Vertrauen darauf setzen, dass es Gott ist, der der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen Zukunft geben wird.

Gott sorgt schon dafür, dass sich Menschen auch weiterhin in Glaubensgemeinschaft zusammenfinden, dass sie Orte und Anlässe finden, um gemeinsam aus der Kraftquelle des Glaubens zu schöpfen. Kirche als Organisation sollte alles dafür tun, dabei nicht im Weg zu stehen, sondern ihre Strukturen und Angebote so zu gestalten, dass sie für alle zum Segen werden – und nicht zur Sorge.

Auf den gemeinsamen Weg dahin mit Ihnen und Euch freut sich

Ihre Pfarrerin Julia Conrad