Der Apostelbrief

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Wer amerikanischer Staatsbürger werden will, muß einen Eid auf die amerikanische Verfassung schwören. Oft sind es mehrere hundert Menschen aus allen Kontinenten, die in einem feierlichen Akt gleichzeitig diesen Eid leisten und damit ungeteilte Loyalität zu ihrer neuen Heimat geloben. Hört und liest man Interviews mit diesen frischgebackenen Amerikanern, so spürt man etwas von dem Hochgefühl und dem Stolz, nun nicht mehr Gast in den Vereinigten Staaten von Amerika zu sein, sondern Bürger.

Wer Christ wird, indem er eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus sucht und lebt, erwirbt ebenfalls ein Bürgerrecht: »Denn durch ihn (Christus) haben wir ... den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen (Epheser 2,18.19).«

Niemand wird als Christ geboren - um die Entscheidung, das mit der Taufe angebotene Bürgerrecht im Reich Gottes wahrzunehmen, kommt keiner von uns herum. Aber egal ob zeitlich lokalisierbares Bekehrungserlebnis oder jahrelange Entwicklung: Christen sind Kinder Gottes und Bürger in seinem Reich. Dieses Bürgerrecht verbindet uns nicht nur mit Gott sondern auch mit unseren »Mitbürgern« in der Gemeinde.

Aber wie steht es mit unserem »Patriotismus« für die neue Heimat? Sind wir uns der Kraft und des Rückhalts bewußt, den die Gemeinschaft der »Hausgenossen Gottes« bietet? Im Alltag, wenn wir als fromme Einzelkämpfer in Haushalt, Schule oder Beruf unsere Frau bzw. unseren Mann stehen, werden da nicht selten Zweifel laut. Daran ändert auch eine Stunde Gottesdienst am Sonntag vormittag nicht viel. Ein Kennzeichen starker und lebendiger christlicher Gemeinden ist die umfassende Gemeinschaft ihrer Mitglieder in allen Lebenslagen: man respektiert einander, man hilft einander und man kann sich aufeinander verlassen.

Immer häufiger bestimmen Zurückhaltung und Mutlosigkeit das öffentliche Erscheinungsbild der großen Kirchen: auf Kirchenaustritte wird eher mit Stellenstreichungen als mit offensivem Gemeindeaufbau reagiert. Viele Christen sind zu recht skeptisch, was ihre eigenen Fähigkeiten angeht, Gemeinden zu pflegen und zu bauen. Und vor lauter frommem Engagement verliert man völlig aus dem Auge, daß es ja eigentlich Gott selbst ist, der seine Gemeinde bauen und bewahren will und kann.

Bekennen wir uns also zu unserem Bürgerrecht im Reich Gottes und leben wir die Gemeinschaft mit unseren »Mitbürgern« in der Gemeinde.

Auch von Montag bis Samstag.

-pv-