Der Apostelbrief

Dezember 2000 - Januar 2001
Voriger Apostelbrief
Okt. - Nov. 2000
Nr. 23
Nächster Apostelbrief
Feb. - Mrz. 2001

Martina Fritze:

Liebe Gemeindeglieder der Apostelgemeinde,

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber für mich ist es die Zeit, zurück zu schauen. Dabei werde ich dankbar, für das, was im vergangenem Jahr gelungen ist, Dinge, die ich endlich angepackt habe, die Familie, die in guter Weise zusammenhält, die Weiterentwicklung im Beruf. Aber da gibt auch Dinge, die nicht gelungen sind, die ich am liebsten aus meinem persönlichen Jahresrückblick streichen möchte. Und doch gehören auch sie zu mir und meiner Biographie. Und wenn ich ehrlich bin, ist gerade das Mißlungene das, woran ich am meisten gewachsen bin.

Für mich steht in diesen Tagen auch noch ein ganz besonderer Jahresrückblick an, denn die Zeit, in der ich als Gemeindediakonin hier in Gerbrunn tätig war, geht zu Ende. Vieles geht mir beim Zurückblicken durch den Kopf: Immer wieder bin ich erstaunt, froh und dankbar, dass es Menschen gab, die diese Stelle finanziert haben. Allen Spendern möchte ich auf diesem Weg ein herzliches »Dankeschön« sagen. Ich muß gestehen, bei offiziellen Gelegenheiten habe ich oft stolz von »meinen Gerbrunnern« berichtet, die das möglich machten. Die Finanzierung einer Gemeindediakonin allein auf Spendenbasis, das war bisher einmalig in unserer Landeskirche.

Besonders dankbar bin ich auch für die vielen Originale, die ich hier in Gerbrunn kennenlernen durfte. Menschen, die mit ganzem Herzen in ihrem Beruf stehen, die sich darüber hinaus engagiert und voller Ideen in ihre Kirchengemeinde einbringen und so dafür sorgen, dass die Apostelgemeinde so lebendig ist und so ein vielfältiges Angebot macht. Vielen Dank für so manches gute Gespräch, für Ihr offenes Ohr und für die Unterstützung und das Mitdenken. In vielen Arbeitsbereichen konnte ich Fuß fassen und wertvolle Erfahrungen sammeln, die mich sicher mein weiteres Leben lang prägen werden. So habe ich erst in Gerbrunn gelernt, dass es wirklich möglich ist, dass die katholische und die evangelische Gemeinde vor Ort in vielen Bereichen fruchtbar zusammenarbeiten kann.

Ganz besonders Danke sagen möchte ich den Kindern und den Mitarbeitern des Kindergottesdienstes und des Kinderkirchenvormittages. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jeden Sonntag so viele aufmachen, um miteinander Kindergottesdienst zu feiern. Da hat Gerbrunn einen großen Schatz, auf den andere Gemeinden manchmal ziemlich neidisch sind.

Ein weiterer Arbeitsbereich war für mich der Besuchsdienst. Viele wertvolle Gedanken und Impulse wurden mir bei so manchem Besuch mit auf den Weg gegeben. Besonders beeindruckt war ich von der Treue und dem Engagement, mit dem die Mitarbeiterinnen im Besuchsdienst sich einbrachten. Vielen Dank, ich habe viel von Ihnen gelernt. Danke sagen möchte ich auch dem Seniorenkreis, der mich des öfteren eingeladen hat und wo ich mich immer herzlich aufgenommen wurde. Welch reichen Schatz an Lebens- und Glaubenserfahrung darf ich von Ihnen mitnehmen. Viele Projekte durfte ich in Zusammenarbeit mit Pfarrer Riedel und den Religionspädagoginnen Claudia Seibert und Oliver Immendörfer erarbeiten und ich bin froh und dankbar für die gute Zusammenarbeit.

Viele andere Menschen müßten jetzt genannt werden, denen ich dankbar bin für die Wegbegleitung, für das Getragen werden im Gebet, für so manches gute Gespräch, für die tatkräftige Unterstützung in der Arbeit. Immer fanden sich Menschen, die bereit waren, einen Kuchen zu backen, Tee zu kochen, Kinderbibeltage vorzubereiten, die Kindergottesdienstkinder irgentwohin zu fahren uvm. Herzlichen Dank für Ihre große Mithilfe, ohne die Vieles nicht möglich gewesen wäre.

Gleichzeitig möchte ich mich auch entschuldigen, bei denen, die von mir enttäuscht sind, die auf ein Wort oder eine Geste gewartet haben und deren Hoffnung ins Leere ging. Entschuldigen möchte ich mich auch da, wo ich andere verletzt habe, wo ich wissentlich oder unwissentlich über andere hinweg gegangen bin und so zu Unfrieden beigetragen habe.

Es fällt mir schwer, der Kirchengemeinde den Rücken zu kehren und mich neuen beruflichen Aufgaben zuzuwenden. Gemeinsam mit meinem Mann werde ich in Zukunft als Gemeindediakonenehepaar in Würzburg St. Stephan tätig sein. Zunächst werden wir noch in Gerbrunn wohnen, so dass sich hier ein Abschied und doch kein Abschied vollzieht, denn unsere Kinder werden weiterhin in der Apostelkirche verwurzelt bleiben. Und im Geheimen hoffe auch ich, dass der Kontakt nicht ganz abreißt, dass Freundschaften weiter bestehen können. Die Kirchengemeinde und alle ihre Gemeindeglieder ist für mich ein reicher Schatz, den ich nur sehr ungern zurück lasse. Passen Sie gut auf diesen Schatz auf.

Ihnen allen wünsche ich auf dem Weg in die bevorstehende Weihnachtszeit und hinein in das neue Jahr 2001 ein herzliches »Behüt Sie Gott«