Der Apostelbrief

April - Mai 2001
Voriger Apostelbrief
Feb. - Mrz. 2001
Nr. 25
Nächster Apostelbrief
Juni - Juli 2001

Nur wer sich ändert, bleibt sich treu

- so lautet der Titel eines Buches des Schweizer Theologen Herbert Haag. Ein Satz, über den sich nachzudenken lohnt. Er hat ihn formuliert im Hinblick auf die römische Kirche, der er selbst angehört. Sie muß sich von einer Zwei-Stände-Kirche - hier die Priester und Bischöfe, dort die Laien - zu einer Kirche der Gleichen und Gleichberechtigten hin entwickeln. Wir Evangelischen schmückten uns eigentlich immer mit der Lehre des Priestertums aller Gläubigen. Trotzdem blieb auch unsere Kirche eine Pfarrer-Kirche. Die Angst war und ist groß: Ohne die PfarrerInnen bricht der Glaube und jedes Gemeindeleben in sich zusammen. Aber muß das notgedrungen so sein? Sind wir Christen noch immer nicht versiert und selbstbewusst genug, notfalls auch ohne PfarrerInnen die Sache des Glaubens voranzubringen? Natürlich ist es gut, wenn jemand nur für diese Aufgaben freigestellt ist. Aber wie lange lässt sich das noch durchhalten? Pfarrer-Nachwuchsmangel gibt es inzwischen auch auf evangelischer Seite, die Finanzierung der Stellen wird in Zukunft schwieriger werden, die Mitgliederzahl womöglich noch weiter schrumpfen...

Für mich war ein großartiges Erlebnis die Resonanz zum ersten Gottesdienst mit »Predigt im Gespräch«. 92 % der Anwesenden hielten das Experiment für gelungen, das darin bestand, daß wir im Gespräch dem Predigttext »zu Leibe rückten«. Jeder durfte fragen und antworten, seine Zweifel oder Hoffnungen zum Ausdruck bringen. Und viele beteiligten sich aktiv, die anderen hatten vom Zuhören viel, vielleicht mehr als von einer toll ausgefeilten und nach allen Seiten abgesicherten Predigt. So verwundert es nicht, daß eine große Mehrheit bei der anschließenden kleinen Umfrage sich für eine Fortsetzung dieser Form aussprachen, die das geschwisterliche miteinander Unterwegssein besser zur Wirkung kommen lässt, als die traditionellen Gottesdienste. Der Clou: Was uns fast ein bisschen revolutionär erscheint, bringt uns letztlich wieder viel näher zu Jesus und den ersten Christen. Nur wer sich ändert, bleibt seiner Tradition treu...

Ihr Pfarrer Riedel


Ergebnisse Und mit einem Klick auf diesen Knopf kommen Sie zu den Ergebnissen der Umfrage.