Der Apostelbrief

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Ein Wandbild für die Apostelkirche

Gedanken von Georg Berthold zu Entstehung und Thema des neuen Wandbildes in der Apostelkirche

Bertholds Bild

Ein Wandbild für die Apostelkirche - das Nachdenken darüber ging über Jahre und ich dachte auch lange gar nicht daran, selbst etwas zu machen, das kam erst viel später. Aber über Inhalte, über die Ikonologie nachzudenken, das brauchte Zeit und in Abständen sprach ich mit Pfarrer Riedel darüber.

Das Bildwerk sollte etwas mit dem Namen unserer Kirche, also mit den Aposteln zu tun haben. Nach einigen Vorstudien war es dann schließlich so weit, den Ort festzulegen und den Entwurf in die richtige Größe (195cm x 75cm) umzusetzen.


Das Thema

In dem Bild werden zwei Motive miteinander verbunden: Die Rückkehr der Frauen vom Grab Jesu nach Lukas 24 und ein stilisierter Lebensbaum.

Im Kopf ging mir das Lied herum:

»Holz auf Jesu Schulter,
von der Welt verflucht,
wird zum Baum des Lebens
und bringt gute Frucht.«

Drei Namen sind denkbar für dieses Wandbild:
»Das Kreuz wird zum Brunnen des Lebens«
oder
»Der Ostermorgen«
oder
»Wie aus der Niederlage ein herrlicher Sieg wird«

Worum geht es?

Die Frauen erlebten am Grab einen Schock. Es ist leer! Aber da wurden ihnen die Augen und Ohren aufgetan und sie hörten »Jesus lebt«: Das Grab war plötzlich wie eine offenen Stelle, durch die sie in eine andere Wirklichkeit hindurchsahen. So ähnlich sind die Berichte in den Evangelien. Unterschiedlich in den Details sehr wohl, aber nirgends wird auch nur mit einem Wort der Vorgang der Auferstehung beschrieben.

Was die Frauen bezeugen, als sie zu den in Ratlosigkeit und Resignation gefangenen Aposteln und Jüngern eilen, ist eine schier unglaubliche Glaubenserfahrung. Die ersten Zeugen für den lebendigen Christus wurden die Frauen am Grab, dann die Apostel und viele danach.

Am Ende der Tage, ja, das glaubten sich fromme Juden, vor allem die Pharisäer - und hatte nicht auch Jesus davon gesprochen - wird Gott die Gerechten seines Volkes nicht im Tode lassen, sondern sich als treuer Gott erweisen, der Tote erweckt.

Aber jetzt und hier hat Gott den, den sie Gottes Sohn nannten, aus den Fesseln des Todes herausgeholt.

Noch zeitlich bevor die Evangelien geschrieben wurden, sagt Paulus im Philipperbrief ganz klar und schnörkellos von diesem Gottessohn:

»Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn Gott erhöht und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist.«

und im 1. Korintherbrief schreibt er über ihn:

»Der erste Mensch Adam wurde zu einem lebendigen Wesen und der letzte Adam (und damit meint er Jesus Christus) wurde zum Geist der lebendig macht.«

Und so reichen die Wurzeln des Lebensbaumes tief hinab in die Ursprünge des Volkes Gottes und der Menschheit und gleichzeitig streckt der Lebensbaum seine Äste hinauf in die Herrlichkeit des kommenden Gottesreiches.

Georg Berthold