Der Apostelbrief

August - September 2002
Voriger Apostelbrief
Juni - Juli 2002
Nr. 33
Nächster Apostelbrief
Okt. - Nov. 2002

Jesus in my house ...

ist der Titel eines in unserem CVJM sehr beliebten Liedes: »Ich bin so froh, dass Jesus in meinem Haus lebt« heißt es da, frei nach dem Vers aus der Offenbarung, in dem Jesus sagt: »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir« (Offb. 3,20).

Natürlich will ich das. Ich öffne Jesus gerne meine Tür. Ich stelle mir vor, wie er dann im Hausflur steht und mich freundlich ansieht – schön, dass er bei mir ist. Ich führe ihn in meine »Gute Stube«. Hier sind alle Attribute meines christlichen Lebens versammelt: vom Gesangbuch im Ledereinband mit Silberschnitt (selbstverständlich erkennbar benutzt) bis zu den Fotos von meinen Einsätzen in der Gemeinde an der Wand. Hier muss Jesus sich doch wohlfühlen, denke ich und gehe, das Teewasser aufzusetzen.

Aber die anderen Türen in meinem Haus halte ich doch lieber verschlossen. Jesus in meinem Arbeitszimmer? Im Geschäftsleben geht es rauh zu, da kann man nicht jeden mit Samthandschuhen anfassen. Was hat das mit Jesus zu tun? Muss man nicht gelegentlich die Wahrheit etwas verbiegen, um Erfolg zu haben? Gerechtigkeit ist doch was für Träumer, oder nicht?

Jesus in meiner Küche? Was hat das, was ich esse , mit meinem Glauben zu tun? Was kann ich dafür, wenn andere Menschen für meine billigen Nahrungsmittel ausgebeutet werden?

Oder Jesus in meiner Garage? Ein Mitchrist hat mir einmal anvertraut, dass er sich keinen Fisch auf's Auto klebt, weil er seinen Fahrstil nicht als gute Werbung für den Glauben ansieht – auch eine Lösung.

Aber Jesus gibt sich mit der »guten Stube« nicht zufrieden. Er möchte in jedem Zimmer unseres Hauses mit uns zusammen sein. Aber als höflicher Gast fällt er nicht mit der Tür ins Haus. Er klopft an und wartet, bis wir ihn hereinlassen.

In unser Arbeitszimmer, damit wir die Gebote Gottes auch im Berufsleben nicht vergessen und auch im Konkurrenten einen Menschen sehen können, den Gott liebt. In unsere Küche, damit wir lernen, unsere Verantwortung für die Welt, in der wir leben und insbesondere unsere Mitmenschen ernst zu nehmen. Und in unsere Garage, damit sich das was wir tun (zum Beispiel am Lenkrad) mit dem deckt, was wir sagen – oder schreiben.

Dann, wenn es in meinem Leben keinen Bereich mehr gibt, aus dem ich Jesus heraushalten will, kann ich wirklich mit Überzeugung singen: »Ich bin so froh, dass Jesus in meinem Haus lebt – I'm so glad that Jesus lives in my house«

-pv-