Der Apostelbrief

April - Mai 2004
Voriger Apostelbrief
Feb. - Mrz. 2004
Nr. 43
Nächster Apostelbrief
Juni - Juli 2004

E-Mail an Gott

Es gibt Dinge in unserem Leben als Christen, die viele von uns zumindest als unpassend betrachten würden. Vielleicht einen Kirchenvorstand, der bei der sonntäglichen Lesung nicht die Altarbibel in der Hand hielte, sondern seinen Taschencomputer mit Bibelprogramm. Der Text wäre der gleiche, vielleicht wären sogar mehrere Übersetzungen zum Vergleich vorhanden. Aber irgendwie ... was hat ein Taschencomputer im Gottesdienst verloren? Oder ein Gebet per E-Mail, per elektronischer Post, verfasst am Computer?

Wir haben uns daran gewöhnt, in zwei Welten zu leben: der »richtigen« Welt und unserer christlichen Gemeindewelt. Zur ersten Welt gehören Beruf, Politik, Technik und vieles andere. Zur zweiten gehören die Gemeinde, christliche Veranstaltungen aller Art, fromme Bücher und so weiter. Eine Zwitterstellung nehmen bei den meisten von uns Familie und Freunde ein, je nachdem ob die »GLIUS« (gläubig in unserem Sinne) sind oder nicht.

Wenn jetzt die beiden Welten aufeinander treffen, sind wir verunsichert: Darf Gott, darf mein Glaube in einer geschäftlichen Besprechung vorkommen? Gilt der Segen, der im Fernsehgottesdienst gesprochen wird, auch für mich als Fernsehzuschauer?

Diese Trennung von »weltlichem« und »christlichem« Lebensraum ist fatal: wenn Christen nicht als Christen in der Welt leben, wo soll dann eine gerechte, menschenwürdige Politik herkommen? Wenn wir Kranke nicht als Gottes geliebte Geschöpfe sehen, die unseren Beistand brauchen, werden sie schnell zu »Kostenfaktoren« oder zur »Leber von Zimmer 17«.

Und umgekehrt, wenn wir die »reale« Welt nicht in unseren frommen Dunstkreis einlassen: wie sollen wir verstehen, wo und wie sich das Evangelium auf unser Alltagsleben heute auswirken soll?

An Karfreitag und Ostern erinnern wir uns daran, dass Christ sein unser ganzes Leben umfasst. Es geht um Themen, die den ganzen Menschen betreffen: Tod und Leben, Schuld und Sühne, Liebe und Vergebung. Jesus lebte mitten in der Welt, ohne Netz und doppelten Boden. Nichts Menschliches war ihm fremd. Und er lebte, was er sagte. Das machte ihn glaubwürdig.

Der Tod Jesu ermöglicht es uns, in Gottes Nähe zu leben. Seine Auferstehung ist das Garantiesiegel dafür. Nicht nur am (Oster-) Sonntagmorgen sondern sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag will Gott mit uns unterwegs sein. Am Arbeitsplatz, in der Familie, überall dort, wo wir uns engagieren, aber auch dort, wo wir uns einfach nur amüsieren.

Deshalb gilt auch am Arbeitsplatz, im Fußballstadion, auf dem Bahnhof und im Internet: Der Herr ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!

-pv-