Der Apostelbrief

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Entspann dich!

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Zu den treuesten Begleitern des modernen Menschen gehört das schlechte Gewissen. Manchmal sieht es aus wie ein Terminkalender, in dem zu lesen steht, was man eigentlich alles tun müsste. Manchmal sind es die Bilder unserer Lieben auf dem Schreibtisch, die uns mahnen, was wir der Familie alles schuldig bleiben. Manchmal ist es die Badezimmerwaage ... die Liste ist endlos.

Und dann ist Urlaubszeit: Endlich frei von allen Zwängen des Alltags. Endlich Zeit für die Menschen, die mir wichtig sind. Und endlich ausschlafen!

Aber auch wenn wir Urlaub machen, unser schlechtes Gewissen ist immer im Dienst: Man kann doch nicht einfach einen ganzen Urlaubstag verbummeln. Man muss den Urlaub doch nutzen. Mancher steht im Urlaub ganz früh auf, um nur nichts zu verpassen - schlafen kann er später im Büro. Der Wahn, den Urlaub bis ins Letzte auszukosten, treibt erstaunlich viele Menschen dazu, gleich am ersten Tag der Ferien in den Süden aufzubrechen, selbst wenn das alle anderen auch machen, wie die Verkehrsmeldungen im Radio bezeugen. Aber lieber sechs Stunden im Stau von München bis Salzburg als einen Urlaubstag vergeudet.

Wenn wir die Bibel befragen, was dort zu diesem Thema zu lesen steht, werden wir enttäuscht: Kein Wort steht dort von Urlaub, schon gar nicht von bezahltem Urlaub.

Aber dass Menschen gelegentlich Abstand von ihrem Alltag und Zeiten der Erholung brauchen, weiß auch die Bibel.

Schon am Ende der Schöpfungswoche steht ein Ruhetag. Und weil Gott am siebten Tag ruhte, sollen auch wir Menschen nach sechs Tagen einen Tag Pause machen. Alle sieben Jahre sollte das Volk Israel ein Sabbatjahr einlegen, in dem die übliche Arbeit und Mühe ruhen sollte. Auch Jesus hat sich und seinen Jüngern immer wieder Auszeiten verordnet, um das Erlebte zu verarbeiten und Kraft für das Zukünftige zu schöpfen.

Aber eins ist allen biblischen »Urlaubsberichten« gemein: Es geht vor allem um die Ausrichtung oder Neuausrichtung auf Gott, sein Wort und seinen Willen für unser Leben.

Wie viele Sonnenstunden am Strand wir in diesem Sommer verbringen oder wie viele Kirchen und Museen wir »machen«, ist eigentlich ziemlich nebensächlich. Viel wichtiger ist, ob wir unsere Beziehung zu Gott mit neuem Leben erfüllen, indem wir uns Zeit nehmen, sein Wort in der Bibel zu lesen oder im Gebet ins Gespräch mit ihm zu kommen. Nicht weil wir müssten, sondern weil es uns gut tut.

Und das geht auch am Strand oder im Museum. Aber bitte ohne schlechtes Gewissen.

-pv-