Der Apostelbrief

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Willkommen zu Hause

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Selten sind unsere Gottesdienste so gut besucht, wie an Weihnachten. Auch für viele Menschen, die sonst keine regelmäßigen Gottesdienstbesucher sind, gehört der Kirchgang am Heiligen Abend oder am ersten Weihnachtstag einfach zu Weihnachten dazu.

»Im Himmel wird mehr Freude über einen Sünder sein, der Buße tut als über 99 Gerechte« (Lk. 15,7). Aber wie sieht es in unserer Gemeinde aus? Freue ich mich darüber, dass Weihnachten für einen Menschen, der sonst nie in der Gemeinde auftaucht, auch etwas mit Gott zu tun hat, oder ärgere ich mich eher darüber, dass er meinen Stammplatz im Kirchenraum besetzt?

Sind wir offen für Menschen, die Gott kennen lernen wollen? Menschen, die unbequeme Fragen stellen, die seltsame Angewohnheiten haben, die unseren lieb gewordenen Gemeindetrott durcheinander bringen?

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk. 15,11-32) geht es genau um diese Frage. So wie der ältere Sohn, der zuhause geblieben ist, während sein jüngerer Bruder sein Erbteil in der Fremde verprasst hat, werden wir gerade an Weihnachten mit der Frage konfrontiert, wie wir mit Menschen umgehen, denen Gott bisher offenbar egal war und die nun in der Gemeinde auftauchen und nach ihm fragen.

Gott freut sich mehr über einen Menschen, der sein Leben ändert und beginnt, sich nach Gott und seinem Willen zu orientieren, als über hundert brave Gemeindeglieder. Das ist ungerecht. Aber Gnade hat eben nichts mit Gerechtigkeit zu tun.

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Nicht der Liebe der Mutter, die die Plätzchen mit dem richtigen Backfett bäckt und auch nicht die Liebe des Ehemanns, der seiner Frau das ideale Parfum schenkt. Nein, an Weihnachten geht es um die Liebe Gottes zu uns Menschen. Der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn nimmt seinen jüngeren Sohn in Gnaden wieder auf, obwohl der eigentlich kein Anrecht mehr darauf hätte. So nimmt Gott auch Menschen an, die sich willentlich von ihm entfernt und gelöst haben. Diese Gnade hat ihren Preis: Erst durch Weihnachten und Karfreitag, durch die Menschwerdung Gottes und sein stellvertretendes Leiden und Sterben am Kreuz wird sie möglich.

So wie der Vater im Gleichnis seinen älteren Sohn bittet, doch die Rückkehr seines Bruders mit zu feiern, möchte Gott, dass wir uns über Menschen freuen, die neu zu seiner Gemeinde stoßen, sie herzlich willkommen heißen und geschwisterlich aufnehmen. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

-pv-