Der Apostelbrief

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Auf und Ab

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Verbindungen sind alles. Oder wie man in Amerika sagt: »It's not what you know, it's whom you know« - es kommt nicht darauf an, was du weißt, sondern darauf, wen du kennst. Deshalb achten Geschäftsleute wie Politiker darauf, gute Verbindungen mit ihren wichtigen Partnern zu halten. Um eine gute Verbindung zwischen Gott und den Menschen geht es auch im Glauben. Aber wie kriegt man die hin?

In 1. Mose 11 wird ein Versuch der Menschen geschildert: Die Bewohner der Stadt Babel wollen einen Turm bauen, der »bis an den Himmel reichen« sollte. Die Babylonier wollten die Grenzen dieser Welt aus eigener Kraft erreichen und einen Blick in die andere, jenseitige Welt werfen. Das Projekt endete, wie bekannt, im Desaster.

Nur wenige Kapitel später, in 1. Mose 28, berichtet die Bibel aber von einer gelungenen Verbindung zwischen Himmel und Erde. Jakob, auf dem Weg nach Haran, übernachtet in der Wüste und sieht im Traum eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel führt.

Zwei Versuche, Himmel und Erde zu verbinden. Aber was war der Unterschied? Beim Turmbau zu Babel waren es die Menschen, die den Versuch unternommen haben, den Himmel zu erreichen. In Jakobs Vision von der Himmelsleiter war es Gott, der die Verbindung zwischen Himmel und Erde geschaffen hat.

Wenn wir heute darüber nachdenken, wie wir Gott näher kommen können, geht es uns nicht um architektonische Fragen. Nicht erst seit der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin mitgeteilt hat, dass er Gott in der Erdumlaufbahn nicht gesehen habe, haben Christen verstanden, dass es einen Unterschied zwischen dem Blauen Etwas über unseren Köpfen und dem Aufenthaltsort Gottes gibt.

Aber die Frage bleibt dieselbe: Wie schaffe ich eine Verbindung zwischen mir und Gott? Die Antwort geben die beiden Berichte aus dem ersten Buch der Bibel: Von mir aus kann ich gar nicht dorthin kommen. Die Initiative muss von Gott ausgehen.

Glauben zu können, also so viel Vertrauen in Gott setzen zu können, dass man sein ganzes Leben darauf bauen kann, ist ein Geschenk. Die Grundlage des christlichen Glaubens ist nicht Erkenntnis, sondern Offenbarung.

Vielleicht ist das der Grund, warum Jesus sich selbst als den einzigen Weg zu Gott bezeichnet. Alle anderen Religionen beschreiben Wege, auf denen sich der Mensch zu Gott aufmachen muss. Christen dagegen müssen es akzeptieren, dass sie Gott nie erreichen werden, sondern dass sie es zulassen müssen, dass Gott sie erreicht.

-pv-