Der Apostelbrief

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Heilig Abend ohne Familie?

Weihnachtsfeier bei Sant' Egidio und beim CVJM

Für viele ist Weihnachten das Fest der Familie. Zusammen sitzen, gemeinsam essen, schenken und beschenken lassen. Diejenigen, die niemanden haben oder deren Familien weit entfernt sind, spüren an diesem Tage die Einsamkeit besonders.

Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) und die Gemeinschaft Sant' Egidio in Würzburg tun Jahr für Jahr etwas dagegen und veranstalten eine Weihnachtsfeier für allein stehende und obdachlose Menschen.

Wärme und Zuneigung

Statt einsam vor dem Fernseher zu Hause zu sitzen oder passiv Weihnachtslieder im Radio zu hören, lädt der CVJM seit mehr als 50 Jahren am Heiligen Abend etwa hundert Menschen in einen festlich dekorierten Saal im Haus am Wilhelm-Schwinn-Platz, um gemeinsam zu essen, mit einander zu sprechen und zu singen.

Finanziert wird die Feier vor allem von der Aktion Patenkind, durch Sach- und Geldspenden Würzburger Bürger und einen Zuschuss der Stadt. Bereits im November beginnen die Vorbereitungen. Ab dem ersten Advent werden kostenlose Eintrittskarten vom CVJM verteilt.

Aber nicht nur der CVJM will helfen. Die katholische Laienorganisation »Sant' Egidio« lädt ebenfalls zum Essen und gemeinsam Feiern ein. 1968 in Rom gegründet, ist die Gemeinschaft als große Friedensbewegung weltweit tätig.

Ihren Namen verdankt sie der kleinen Kirche Sant' Egidio im römischen Stadtteil Trastevere. Dort befndet sich das Zentrum der Gemeinschaft, der heute über 40.000 Mitglieder in über 60 Ländern, vor allem in Italien, in zahlreichen europäischen und afrikanischen Ländern und Indonesien, angehören. Etwa 2.000 Mitglieder hat die Gemeinschaft in Deutschland mit ihrem Zentrum in Würzburg.

Die Laienorganisation widmet sich vor allem der karitativen Arbeit, dem Dialog mit anderen Kirchen und Religionen, sowie der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten. Die Basisgemeinschaft im römischen Trastevere kümmert sich täglich um die 5.000 Sintis und Romas, die in Rom geduldet aber nicht er wünscht sind, und die zahlreichen Ausländer aus Marokko, Albanien und anderen Ländern. Etwa 1.200 Menschen werden dreimal in der Woche mit einer warmen Mahlzeit versorgt.

Wegen ihrer vielfältigen informellen Kontakten zu Politikern und kirchlichen Führern konnte die Vereinigung in mehreren bewaffneten Konfikten vermitteln. Als größte diplomatische Leistung gilt der „Friedensvertrag von Rom“, mit dem 1992 der fünfzehnjährige Bürgerkrieg in Mosambik, der mehr als 150.000 Tote und 1 Million Flüchtlinge gefordert hatte, beendet wurde.

Persönliche Gespräche

Ins Jahr 1982 geht die Tradition des gedeckten Tisches bei Sant' Egidio zurück. Das Weihnachtsessen ist eine Tradition der Gemeinschaft, seitdem eine kleine Gruppe von Armen zu einem Festessen in die Basilika Santa Maria in Trastevere eingeladen wurde. Alte Menschen aus dem Stadtviertel kamen, die ansonsten allein gewesen wären, sowie einige Obdachlose.

Mittlerweile sind mehr als 25 Jahre vergangen und das Festessen vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Von Trastevere aus ging die Idee in die Welt und erreichte auch die Gemeinschaft Sant' Egidio in Würzburg.

Das Essen fndet jedes Jahr am Ersten Weihnachtsfeiertag in der Würzburger Pfarrkirche St. Elisabeth statt. Mitglieder der Gemeinschaft und der Pfarrgemeinde räumen die Kirchenbänke zur Seite und stellen Tische auf. Die Gäste werden persönlich begrüßt und an den für sie vorgesehenen Tisch geführt. Ziel ist im Sinne des Heiligen Franziskus, Weihnachten als »Fest der Feste« zu feiern und alle Menschen einzubeziehen.

JB

Sie wollen helfen?

Jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit liegen in der Apostelkirche Spenden-Kuverts für die Finanzierung der Geschenktüten beim CVJM aus. Dort können Sie die Arbeit unterstützen und zu Weihnachten bei denen, die es wirklich brauchen, für leuchtende Augen sorgen.

Oder nehmen Sie Kontakt mit Sant' Egidio auf: Schönthalstrasse 6 in Würzburg, Telefon 322940.