Der Apostelbrief

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Was ist Kirche?

Aus evangelischer und katholischer Sicht
Gemeindeabend Referenten

Eine Antwort auf diese Frage suchten ungefähr 50 Interessenten am 9. Januar 2008 im Gemeindesaal der St.-Nikolaus-Kirche Gerbrunn. Da sich diese Frage nicht so einfach beantworten lässt, waren Dekan Dr. G. Breitenbach und Dr. Petro Müller (Ökumenereferent Bistum Würzburg) als fachkompetente Vertreter der evangelischen bzw. katholischen Kirche eingeladen worden. Beide hielten je ein Kurzreferat, in dem sie versuchten, die Frage aus der Position ihrer Kirche zu beantworten und Unterschiede zur anderen Konfession aufzuzeigen. Ausgangspunkt der Betrachtung bildete ein Blick in die bereits mehrere Jahrzehnte dauernde ökumenische Erfolgsgeschichte, die seit der Jahrhundertwende ins Stocken geraten ist.

Dr. Breitenbach analysierte den Begriff Kirche aus verschiedenen Blickwinkeln. Mit den Fakten: »Kirche ist ein Ort der Gnade, ist die Gemeinschaft der Glaubenden, sowie lebt vom Hören auf die Heilige Schrift« formulierte er Basis und Erfolgskonzept für die Ökumene.

Unter anderem hinterfragte er Leitungsstruktur, Funktionen sowie die Anpassungsfähigkeit der Kirche als Institution und erinnerte daran, all das zu tolerieren, was dem Evangelium nicht widerspricht (Augsburger Bekenntnis). Zum Thema Einheit der Kirche stellte er heraus, dass »die Einheit der Christenheit nicht an der Auflösung der Konfessionen hängt, sondern nur als deren Einheit in versöhnter Verschiedenheit denkbar ist.«

Er schloss seine Ausführungen mit der Aufforderung, die 500. Jährung von Luthers Thesenanschlag 2014 zum Anlass zu nehmen, »sich dem Ruf des Evangeliums gemeinsam zu stellen«.

Dr. Müller stellte seine Sichtweise in Form von 7 Thesen vor, die sich inhaltlich auf die Schrift »Lumen Gentium« (Dogmatische Konstitution über die Kirche; 1964) des II. Vatikanischen Konzils berufen. Er arbeitete Unterschiede in der Betrachtung des Begriffes Kirche vor und nach dem II. Vatikanischen Konzil heraus und verdeutlichte dabei den Prozess und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Annäherung der beiden Kirchen in den letzten Jahrzehnten.

Im Anschluss hatten zuerst die Redner selbst Gelegenheit, gegensätzlichen Positionen zu diskutieren. Danach stellten sie sich den Fragen der Zuhörer.

Das Auditorium interessierte vor allem, welche konkreten Entwicklungsschritte geschehen müssen, damit der ökumenische Prozess forciert werden kann. Die Referenten wiesen darauf hin, dass in den letzten Jahrzehnten viele strittige Fragen geklärt wurden und beide Kirchen z.B. bei der Anerkennung der Rechtfertigungslehre und der grundsätzlichen Aussage des Abendmahles bzw. der Eucharistiefeier übereinstimmen. Zu klären sei in diesem Zusammenhang lediglich noch die unterschiedliche Auslegung der Amtsfrage.

Auch die Rolle der Frau in der katholischen Kirche wurde hinterfragt. Dabei wurde klar, dass eine Anpassung der katholischen Kirche an die modernen gesellschaftlichen Strukturen auf Grund ihrer Traditionsverbundenheit und des Papsttums äußerst schwierig sind.

Mit der Anmerkung aus dem Publikum, dass der nächste ökumenische Kirchentag 2010 ebenfalls ein Anlass sei, konkrete Ziele im ökumenischen Prozess zu formulieren und durchzusetzen, kam deutlich zum Ausdruck, dass den Christen in den Gemeinden vor Ort der »offzielle« Annäherungsprozess viel zu langsam voranschreitet.

Zeitlich ferne Ziele stellen keine wirkliche Herausforderung dar. Dr. Breitenbach berichtete, dass die Vorbereitung des ökumenischen Kirchentages bereits begonnen haben. Das lässt hoffen, dass wir nicht auf 2014 warten müssen.

Uta Graupner

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