Der Apostelbrief

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Rhythmus

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Unser Leben ist geprägt von Rhythmen, man könnte auch sagen, von regelmäßig wiederkehrenden Ereignissen. Etwa einmal in der Sekunde schlägt unser Herz. Ungefähr 15 mal in der Minute atmen wir. Und für die meisten Menschen wiederholen sich Wachen und Schlafen in einem 24 Stunden Rhythmus. Der Mond wandelt sich in vier Wochen vom Voll- zum Neumond und wieder zurück. Und schließlich ist der Ablauf der Jahre durch die immer wiederkehrenden Jahreszeiten unverkennbar.

Unserer Zeit sind viele dieser Rhythmen abhanden gekommen. Unter dem Diktat der Wirtschaftlichkeit müssen immer mehr Menschen ohne Rücksicht auf Tages- oder Wochenrhythmen ihrer Tätigkeit nachgehen. Der geregelte Arbeitsrhythmus wird durch einen unregelmäßigen Wechsel zwischen Kurzarbeit und Überstunden abgelöst. Und neben viel zu vielen Menschen, die gar keinen Arbeitsplatz haben gibt es immer mehr, die vor lauter Arbeit gar nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Vertrauensarbeitszeit heißt das, wenn man beliebig vor acht Uhr morgens anfangen und beliebig nach achtzehn Uhr aufhören darf und die Firma großmütig darauf verzichtet, die Arbeitszeit zu dokumentieren.

In der Bibel ist auch von Rhythmen die Rede, die das Leben des Menschen strukturieren sollen. Alle sieben Tage soll der Mensch einen Ruhetag einlegen, damit er immer wieder innehalten und neue Kraft schöpfen kann. Alle sieben Jahre sollten die Israeliten auch dem Land eine Ruhepause gönnen und die Felder nicht bestellen. Und alle sieben mal sieben Jahre wurden alle Schulden gestrichen und die Wirtschaft auf Anfang gestellt – alle »Jubeljahre« eben.

Und es kommt, wie es kommen muss, wenn sich der Mensch über die Ordungen seines Schöpfers leichtfertig hinwegsetzt: die Sache geht schief. Wer selbst einmal Schicht gearbeitet hat, weiß, dass man mit seinem Biorhythmus nicht ungestraft Jojo spielt. Selbst von den Akteuren der Wirtschaft wird die nur an Produktivität und Leistung orientierte Lebensführung zunehmend in Frage gestellt. Work-Life Balance heißt das aktuelle Stichwort.

Gelingendes Leben braucht Rhythmen, braucht den Wechsel von Anstrengung und Entspannung, von Aktivität und Ruhe. Und wer glaubt, sich die Phasen der Ruhe nicht leisten zu können, sollte sich vor Augen führen, dass die Phasen der Ruhe die Effizienz der aktiven Phasen in der Regel so stark erhöhen, dass man unter dem Strich sogar mehr leisten kann. Das ist kein Tipp von irgendeinem Management-Guru sondern vom Schöpfer des Himmels und der Erde (2. Mose 20,9-11).

-pv-