Der Apostelbrief

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Was wir essen

Lebensmittel - Todesmittel

Viele von uns fahren Rad statt mit dem Auto, um das Klima zu schonen. Wir dämmen unsere Häuser und setzen auf Strom sparende Elektrogeräte. Was jedoch für die meisten unbekannt ist: Der Konsum von Tierprodukten wie Fleisch, Milch und Eiern ist heute der Klimakiller Nummer eins.

Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurden pro Person so viele tierische Produkte konsumiert wie heute. Jeder Bundesbürger isst im Jahr mehr als 86 Kilogramm Fleisch. Weltweit nimmt nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Nachfrage nach »tierischen« Lebensmitteln weiter zu. So soll die Weltfleischproduktion von 284 Millionen Tonnen 2009 auf 328 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2019 steigen.

Todesburger
Fressen fürs Gefressen werden

Ein Rind benötigt sieben Kilogramm Futtergetreide, um ein Kilogramm Fleisch zu »erzeugen«. Bei Schweinen ist das Verhältnis vier zu eins, bei Hühnern noch zwei zu eins. Fast die Hälfte der weltweiten Getreideernte wird an Nutztiere verfüttert – in Industrienationen sogar noch deutlich mehr.

Falls man die 670 Millionen Tonnen Getreide, die als Futter verschwendet werden, nur um zehn Prozent verringern würde, könnte man damit bereits zusätzliche 225 Millionen Vegetarier ernähren.

Aber es wird ja nicht mehr nur Getreide verfüttert. Die Umweltschutzorganisation BUND bezieht sich in Berichten auf Studien, wonach auf rund drei Millionen Hektar (das ist die Größe des Bundeslandes Brandenburg) außerhalb Europas Soja allein für die deutsche Viehzucht und für Agrokraftstoffe angebaut wird.

Soja wird überwiegend in Entwicklungsländern angebaut, in Brasilien sorgt der Anbau für eine riesige Regenwaldabholzung. Große Mengen des Sojas landen in den hiesigen Futtertrögen und kehren mit Hilfe von Exportsubventionen als Fleisch oder Milchpulver wieder in arme Länder zurück. Dort zerstören Dumpingexporte die Existenz von Kleinbauern.

Schlechte Gase und Wasserverbrauch

Um Tiere zu züchten, werden circa 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche genutzt. Auf einem Hektar Land können 22.500 Kilogramm Kartoffeln angebaut oder durch den Anbau von Futtermitteln 185 Kilogramm Rindfleisch produziert werden.

Der durch die Viehhaltung verursachte Treibhausgas-Ausstoß ist global betrachtet höher als die Emissionen durch den Verkehr. Dies zeigt ein Report der Welternährungsorganisation FAO mit dem Titel »Der lange Schatten des Viehs«. Schon heute habe die Viehhaltung einen Anteil von 18 Prozent des Treibhausgasausstoßes. Die Hälfte steuern Emissionen von Kohlendioxid bei,die durch die Zerstörung von riesigen Waldflächen entstehen, um Weideland oder Ackerland zum Anbau der Futtermittel wie Soja zu gewinnen.

Die 1,3 Milliarden Rinder, die weltweit gehalten werden, produzieren jährlich 115 Millionen Tonnen Methangas – ein Treibhausgas, das 23-mal wirksamer ist als CO2. Hinzu kommen Exkremente, die irgendwie entsorgt werden müssen: Allein in den USA produzieren Tiere, die für den Verzehr gezüchtet werden, 130-mal mehr Dung als die gesamte Weltbevölkerung, nämlich 39.000 Kilogramm pro Sekunde.

Die tierische Landwirtschaft ist eine der größten Wasserverbraucher in Deutschland. Für ein Kilogramm Fleisch werden 20.000 Liter, für ein Kilogramm Weizen 50 Liter Wasser benötigt. Die verbrauchte Wassermenge für fünf Kilogramm Fleisch entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von zwei Personen.

Wo ist der Ausweg?

Ein globaler Ausweg aus der industriellen Landwirtschaft und dem hohen Wachstum der Nachfrage nach Fleisch scheint weit weg. Der FAO-Report und der BUND nennen erste Ansätze für den Klimaschutz, etwa eine schonende Bodenbearbeitung oder eine Wiederaufforstung von abgeholzten Flächen. Zudem könne durch gezielte Fütterung der Methan-Ausstoß reduziert werden und in Biogasanlagen der Dung unschädlich gemacht werden. Der Viehbestand in Deutschland benötige Obergrenzen und der Ökolandbau eine deutlich bessere Förderung.

Unsere eigenen Verhaltensweisen können wir aber schon heute überprüfen und vielleicht anpassen: Die Formel ist recht einfach: Weniger tierische Produkte! Derzeit essen wir im Schnitt doppelt so viel Fleisch, wie maximal empfohlen wird. Gekauft wird Billigfleisch vom Discounter, welches auf Kosten der Entwicklungsländer und des Regenwaldes produziert werden muss, um Gewinn abzuwerfen.

-jb-