Der Apostelbrief

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Schöpfungsfreundlich Waschen

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Deutschland ist sauber! Jährlich verbrauchen wir rund 640.000 Tonnen Waschmittel oder je Einwohner fast acht Kilogramm Waschmittel. Hinzu kommen Weichspüler und weitere Duft-, Hilfs- und Pflegemittel. Was wir als angenehm empfinden, macht Wasserorganismen in Kläranlagen und Gewässern das Leben schwer – vor allem, wenn es sich explizit um Mittel mit »antibakterieller Wirkung« handelt. Als Fleckentferner wirken Enzyme, die eine chemische Spaltung – und damit Zerstörung – spezifischer Schmutzstoffe fördern. Trotz ihres geringen Mengenanteils erhöhen sie die Reinigungswirkung des Waschmittels. Sie werden zumeist mit Hilfe gentechnischer Verfahren hergestellt.

Besonders problematisch für Wasserorganismen sind Tenside. Sie verringern die Oberflächenspannung des Wassers, so dass sich Schmutzpartikel besser lösen. Damit durchdringt es jedoch auch leichter die Schutzmembran von Mikroorganismen und bringt sie zum Platzen. Insekten und ihre im Wasser lebenden Larven ertrinken, wenn das »weiche« Wasser in ihr Tracheensystem eindringt.

Drei Grundregeln

Schadstofffreie Waschmittel gibt es nicht: Alle Waschmittel enthalten Inhaltsstoffe, die biologisch schwer abbaubar sind, sich in der Umwelt anreichern oder toxisch auf Wasserorganismen wirken. Es geht also darum, die umweltschädlichen Auswirkungen des Waschens so gering wie möglich zu halten. Für umweltschonendes Waschen gelten drei Grundregeln: möglichst wenig waschen, die Zugabe chemischer Stoffe niedrig halten und Energie sparen.

Doch wie finde ich das »richtige« Waschmittel? Die geringste Umweltbelastung verursachen die so genannten Baukastensysteme: Der »Baukasten« besteht aus einem Basiswaschmittel, einem Wasserenthärter und einem Bleichmittel. Diese »Bausteine« dosiert man einzeln: das Waschmittel nach Verschmutzungsgrad, den Enthärter nach der örtlichen Wasserhärte, das Bleichmittel nur zur Vorbehandlung von hartnäckigen Flecken.

Kompakte pulverförmige Colorwaschmittel gibt es heute fast nur noch als »Konzentrate« oder »Superkonzentrate«. Sie enthalten kaum oder keine zusätzlichen Füllstoffe und sind bei niedriger Dosierung fast ebenso umweltschonend wie Baukastensysteme.

Kompakte pulverförmige Vollwaschmittel sollte man – wenn überhaupt – nur für überwiegend weiße, stark verschmutzte Wäsche verwenden, wenn sie bei über 60°C gewaschen werden soll. Aus hygienischen Gründen ist das nicht erforderlich! Sie enthalten neben den auch bei höheren Temperaturen waschaktiven Stoffen und Wasserenthärtern zusätzlich Bleichmittel – daher bleichen sie farbige Textilien häufig stark aus. Waschmittel-Tabs sind kompakte Vollwaschmittel; sie bieten verbraucherfreundliche, aber umweltschädliche Einheitsdosierung mit hohem Verpackungsaufwand. Herkömmliche pulverförmige Vollwaschmittel (»Jumbo«) enthalten noch zusätzliche Füllstoffe, die die Waschleistung aber nicht verbessern.

Flüssige Vollwaschmittel belasten über die Nachteile von pulverförmigen Mitteln hinaus wegen ihres hohen Tensidgehalts die Kläranlagen. Überdies reinigen sie nach Ergebnissen der Stiftung Warentest oft schlechter als Waschpulver. Emulgatoren, die dafür sorgen, dass die waschaktiven Bestandteile sich in der Flasche gleichmäßig in der Suspension halten, mindern zugleich die Waschleistung oft beträchtlich: Sie blockieren schlicht die Rezeptoren für den Schmutz. Um die gleiche Waschwirkung zu erreichen, muss man daher dem Waschwasser erheblich mehr waschaktive Substanzen zusetzen. Entsprechend höher ist die Abwasserbelastung. Das gilt übrigens – mit wenigen Ausnahmen – auch für flüssige »Öko-Waschmittel«.

Für den eigentlichen Wasch- und Reinigungsvorgang sind Weichspüler nicht erforderlich. Die enthaltenen, überwiegend kationischen Tenside machen Textilien »weicher«, lassen sie schneller trocknen und unterdrücken die elektrostatische Aufladung.

Zugleich bewirkt das allerdings eine verringerte Wasseraufnahmefähigkeit – und damit zum Beispiel ein geringeres Saugvermögen von Handtüchern. Oft werden Weichspüler ihres Duftes wegen benutzt; die enthaltenen Parfümstoffe lösen jedoch häufig, vor allem bei Kindern, allergische Reaktionen aus.

Tipps für die Praxis

Nicht jedes Wäschestück muss nach einmaligem Benutzen schon in die Trommel. Nur wirklich schmutzige Wäsche sollte gewaschen werden. Wenn gewaschen wird, sollte die Maschine stets vollständig gefüllt sein. Die Vorwäsche ist fast immer entbehrlich.

Vollwaschmittel, flüssige Waschmittel, Weichspüler und Mittel mit explizit »antibakterieller Wirkung« sollten Sie vermeiden, hartnäckige Flecken kann man mit Fleckentferner vorbehandeln. So lässt sich zudem Waschmittel sparsam einsetzen. Für Wolle oder Seide sollten Sie niemals Voll- oder Colorwaschmittel nehmen: Die darin enthaltenen Proteasen (Enzyme) schädigen diese Textilien. Wählen sie stattdessen spezielle Wolloder Feinwaschmittel.

Energie können Sie sparen, wenn Sie möglichst niedrige Waschtemperaturen wählen: Denn den meisten Strom verbraucht die Waschmaschine für das Erhitzen des Waschwassers! Bei geringer Verschmutzung reichen 30°C aus; bei 60°C ist auch Weißwäsche hygienisch sauber.

Und noch ein Tipp: Der ökologische Wäschetrockner ist die Wäscheleine! Trocknen Sie ihre Wäsche bevorzugt im Freien: Elektrische Wäschetrockner sind wahre Energiefresser!


Autorin Christina Mertens ist Umweltwissenschaftlerin, kirchliche Umweltberaterin und Auditorin des kirchlichen Umweltmanagementsystems Grüner Gockel. Sie erreichen Frau Mertens
unter ✉ hcritsin.amernets1eerfn.tede .