Der Apostelbrief

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»Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns« (Joh 1, 14)

Weihnachten

– des Deutschen liebstes Fest. Heimeligkeit, Gerüche vertraut seit Kindertagen, Plätzchen und Stollen wie bei Muttern, die Krippe wie vom Herrgottschnitzer in Oberammergau, das Kind in der Krippe.

Gehört schon irgendwie noch dazu. Auch wenn ihm längst etwas Märchenhaftes anhaftet. Wie soll man sich das auch vorstellen, dass Gott Mensch wird? So vielleicht, wie an der Marienkapelle dargestellt?

Der Fötus rutscht über eine langgezogene Sprechblase der »unbefleckten« Maria ins Ohr? Eine ziemlich naiv-biologische Interpretation von Joh 1.

Ich höre schon die aufgeregten Einsprüche: Glaubst du etwa nicht an die Jungfrauengeburt? Glaubst du etwa nicht, dass Gott das könnte?

Doch, sicher. Was sollte ihm unmöglich sein?

Nun also?

Er braucht es nicht.

Wie dann sollen Gott und Mensch zusammen kommen?

Genau das ist das Geheimnis, das wir an Weihnachten feiern. Ich brauche keine Erklärungen. Sie reichen eh nie bis an den Himmel. Aber eines weiß ich: Wenn Gott wirklich Mensch werden will, dann wird er sich einen wirklichen Menschen suchen, mit dem er »eins« wird. Mit dem er die engste Verbindung eingeht, die zwischen dem Ewigen und dem Gezeugten möglich ist. Und ein wirklicher Mensch hat Vater und Mutter. Eltern – wie er – aus Fleisch und Blut und DNS. Das ist es, wovor ich an Weihnachten staunend und anbetend stehen bleibe: Vor dem göttlichen Weltgeist, der wirklich Fleisch wurde – nicht nur zur Hälfte. Die Ankunft des geerdeten Gottes.

Pfr. Johannes Riedel

Weihnacht