Der Apostelbrief

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HDGDL

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Jugendliche haben ihre eigene Sprache – das war schon immer so. Und in einer Zeit, in der die Länge eines Briefs auf die maximal 160 Zeichen einer SMS begrenzt ist, sind Abkürzungen natürlich besonders beliebt. Zum Beispiel »ALKLA« (»Alles klar«) oder »BIGBEDI« (»Bin gleich bei dir«). Als Grußformel beliebt ist »HDGDL« (»Hab dich ganz doll lieb«).

HDGDL – diese fünf Buchstaben könnten auch als Inschrift über dem Kreuz von Golgatha stehen. Denn nirgendwo wird deutlicher als dort, dass Gott zu jeder und jedem von uns sagt: »Hab dich ganz doll lieb«. Das ganze Evangelium in fünf Buchstaben: HDGDL.

Mit der Liebe ist es ja heutzutage so eine Sache. Einerseits beklagen Psychologen und Pädagogen eine zunehmende Liebesunfähigkeit unter Jugendlichen. Andererseits ist in den Unerhaltungsmedien die Liebe zumindest dem Namen nach Thema Nummer eins (außer im Fernsehen, wo die Liebe anscheinend nach Mord und Totschlag auf Platz zwei rangiert). Wie oft verkünden Showgrößen von der Bühne ihrem begeisterten Publikum »ich liebe euch alle«. Das klingt gut und kostet nichts.

Die Liebeserklärung Gottes an uns ist anders. Sie ist persönlich. Gott spricht dich und mich ganz persönlich an: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!« (Jesaja 43,1)

Wenn ich in einer Menschenmenge die Worte »He, du da« höre, kann ich mich angesprochen fühlen oder auch nicht. Wenn ich aber mit meinem Namen angesprochen werde, weiß ich, dass wirklich ich gemeint bin.

Gott sagt mir, dass er mich liebt und die Evangelien bezeugen, dass er es nicht bei Worten belassen hat. Das ist toll. Aber Gott sagt diese Worte nicht nur zu mir sondern auch zu jedem anderen Menschen. Er sagt es zu dem nervigen Kollegen genauso wie zu dem penetranten Kunden oder zu dem Chef, über den eine gute Erziehung jedes weitere Wort verbietet. Das macht nachdenklich.

HDGDL ist Gottes Botschaft an die über 800 Millionen Menschen, die auf unserer Welt an Hunger leiden obwohl die Landwirtschaft auf unserem Planeten nach heutigem Stand etwa zwölf Milliarden Menschen ernähren könnte. Das macht betroffen.

Jeder Mensch ist von Gott geliebt und wird dadurch unendlich wertvoll. Diese Erkenntnis hat sogar Eingang in unser Grundgesetz gefunden, in dem die Würde des einzelnen Menschen unabhängig von Alter, Herkunft oder Leistungsfähigkeit für unantastbar erklärt wird.

Die spannende Frage ist aber Tag für Tag, ob sie auch Eingang in unseren alltäglichen Umgang mit unseren Mitmenschen findet.

-pv-