Der Apostelbrief

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Gott nahe zu sein ist mein Glück (Psalm 73,28 – Jahreslosung 2014)

Autor

Während die Jahreslosung 2013 – Sie erinnern sich? – eher vage und auf die Zukunft gerichtet war, klingt die neue Jahreslosung sehr viel handfester. Eine klare Aussage steht da anstelle einer Verheißung und die Zeitform ist die Gegenwart anstelle einer doch etwas ungewissen Zukunft. Offensichtlich ist da jemand mit sich und seinem Gott im Reinen.

Liest man den Vers in der Bibel, genauer gesagt in der Einheitsübersetzung nach, so stellt man fest, das etwas fehlt. Eigentlich heißt der Halbvers 28a: »Ich aber – Gott nahe zu sein ist mein Glück«. Das klingt schon nicht mehr ganz so optimistisch. Und tatsächlich klagt der Psalmist in Psalm 73 über die Ungerechtigkeit der Welt und darüber, dass es offenbar vor allem den Menschen gut geht, die nichts von Gott wissen wollen.

Aber dann passiert etwas. In Psalm 73, 17 heißt es »bis ich eintrat ins Heiligtum Gottes ...« Es wird nicht klar, was für eine Erfahrung das war, die die Perspektive des Beters fundamental gedreht hat. Vielleicht war es ein Gottesdienst, der ihn berührt hat, oder ein Bibel- oder Liedvers, der plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommen hat. Vielleicht war es aber auch ein Gespräch mit einem Mitmenschen oder das persönliche Gebet, das ihm deutlich gemacht hat, dass jeder Mensch, der getrennt von Gott lebt, schließlich zugrunde gehen muss.

Und so kann er trotz der weiter bestehenden Ungerechtigkeit der Welt sagen »Ich aber bleibe immer bei dir ...« (Vers 23) und schließlich eben »Gott nahe zu sein ist mein Glück«.

Im hebräischen Original ist von »Glück« allerdings ebensowenig die Rede wie von der »Freude« der Luther-Übersetzung. Im hebräischen Urtext besteht der Vers nur aus vier Worten »Nähe – Gott – gut – für mich«. Dabei ist nicht eindeutig, ob die Nähe Gottes das Ergebnis des Zugehens des Menschen auf Gott – zum Beispiel im Rahmen des Tempeldienstes in Jerusalem – oder das Ergebnis des Zugehens von Gott auf die Menschen ist.

Für uns Christen ist die Antwort auf diese Frage vermutlich eine andere als für Asaf, den Oberhofmusiker König Davids, dem der 73. Psalm zugeschrieben wird. In Jesus ist Gott auf uns Menschen zugegangen. Durch Jesus haben wir einen direkten und unmittelbaren Zugang zu Gott und können uns in seine Nähe wagen, trotz aller unserer Fehler und Unvollkommenheiten.

Ob wir arm oder reich, krank oder gesund, oder ein wenig von alledem sind: Gott nahe zu sein, ist gut für uns – zum Glück.

-pv-