Der Apostelbrief

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Kinderchortag

oder: Ob es in Melodanien wohl auch Spaghetti gibt?

Es ist Samstagmorgen, der 23. Juni, kurz vor zehn Uhr und ich sitze im Vorraum der Apostelkirche und harre der Dinge, die da kommen mögen, denn hier findet heute der Kinderchortag statt. Etwa 15 Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis zwölf Jahren wollen sich unter der Leitung von Christiane Konrad treffen, gemeinsam singen, spielen und vor allem Spaß haben. Und sollte es tatsächlich auch mit der Technik funktionieren, soll sogar eine Kassette aufgenommen werden.

KinderchorLogo

Der Konferenzraum wurde kurzerhand ein wenig umgestaltet, die Tische mit Keksen und Getränken verziert, und eigentlich deutet jetzt alles eher auf einen gemütlichen Vormittag hin als auf einen »Wirbelwind« aus jungen Sänger, der hier demnächst eintreffen soll.

»He, wer bist du denn? Was machst du denn hier? Singst du auch mit uns?« fragt mich da plötzlich ein kleiner, dunkler Lockenkopf, der aufgeregt in die Kirche gestürmt kommt. »Das weiß ich noch nicht so genau, auf jeden Fall werde ich euch ein wenig zuhören und versuchen, eure Lieder auf Band aufzunehmen.« »Mit dem kleinen Ding? Wie funktioniert denn das? Kannst du das denn überhaupt?« fragt er mit einem skeptischen Blick auf den MD-Player in meiner Hand. Na, wenn ich das mal wüßte, denke ich mir, sage ihm aber, daß ich mir Mühe geben werde. Die Antwort reicht ihm zunächst, er setzt sich auf einen Stuhl und kramt seine bunte Notenmappe raus.

Inzwischen sind eine Menge weiterer Jungen und Mädchen eingetroffen, die eifrig mit der Verteilung der meist selbst gebastelten Instrumente beschäftigt sind. Weil das eine Weile dauert, nutze ich die Zeit, um mal zu hören, was der Kinderchor denn normalerweise so macht und was genau er heute vorhat, und das ist wirklich eine Menge: er trifft sich einmal pro Woche, probt die verschiedensten Lieder und tritt jedes Jahr auf dem Gemeindefest sowie in einigen Gottesdiensten auf.

Für den heutigen Tag haben sich die Kinder darüber hinaus noch etwas ganz Besonderes vorgenommen: sie wollen aus der Geschichte »Lilalu im Schepperland« ein Hörspiel machen. Dazu sollen einige Lieder aus dem gleichnamigen Stück der Augsburger Puppenkiste aufgenommen werden, die ich schon wenig später zu hören bekomme. Dabei erfahre ich, daß das schönste Land auf der Welt Melodanien ist, daß aber irgend jemand die Prinzessin von dort entführt hat, und sich nun die Bewohner von Melodanien aufmachen, um ihre Prinzessin und ihr Land zu retten.

Der Vormittag vergeht wie im Flug und langsam macht sich Hunger breit. Wie gut, daß es da Eltern gibt, die für die ganze Mannschaft Spaghetti kochen. Ob es Spaghetti wohl auch in Melodanien gibt? Wer weiß, aber wenn, dann sind die bestimmt nicht so gut wie die, die uns serviert werden! Wie schon beim gemeinsamen Singen haben alle auch beim Essen riesigen Spaß, und weniger laut ist es dabei auch nicht, obwohl die Trommeln und Rasseln jetzt gegen Teller und Besteck getauscht sind.

Nachdem sich in der Mittagspause alles gestärkt und ausgetobt hat, geht es dann noch mal so richtig los und diesmal sogar mit professioneller Unterstützung: zwei Väter wurden im Vorfeld dienstverpflichtet und sollen jetzt den Gesang der Kinder mit Gitarre und Klavier begleiten. Das macht die ganze Sache ziemlich spannend, denn die Sänger, den Vater am Klavier, den Vater mit der Gitarre und auch noch die »Technik« unter einen Hut zu kriegen, ist gar nicht so einfach. Aber so oft ich auch vergesse, den richtigen Knopf des MD-Players zu drücken und die Musiker mit den Worten: »Stop, noch mal, ich habe nicht aufgepaßt!« unterbrechen muß, böse Blicke oder ein genervtes »Och nein, nicht schon wieder!« ernte ich nie, dafür scheinen alle viel zu motiviert zu sein. Im Gegenteil, man könnte fast meinen, daß es von Mal zu Mal noch besser klingt! Und irgendwann ist es dann tatsächlich geschafft: Gesang und Begleitung passen hervorragend zusammen, und auf die Kassette haben wir die Lieder auch noch bekommen, wer hätte das gedacht!

Aber wer meint, daß das schon alles war, der hat sich getäuscht, denn als Belohnung für fleißiges und erfolgreiches Proben gibt es zum Abschluß noch ein gemütliches Beisammensein vor dem Videorecorder, der den nächsten Teil von »Lilalu im Schepperland« zeigt. Schließlich will man ja wissen, wie es weitergeht in Melodanien, ob es den Bewohnern gelingen wird, die Prinzessin zu befreien und das Land zu retten... und, ob es dort Spaghetti gibt oder nicht.

Ach ja, da wäre noch etwas: wenn der ein oder andere jetzt neugierig geworden sein sollte und vielleicht auch gerne mal mitsingen würde, ist er natürlich herzlich willkommen. Der Kinderchor trifft sich immer montags zwischen 17:00 und 17:45 Uhr in der Apostelkirche und freut sich über jeden, der mitmachen möchte. Kommt doch einfach mal vorbei oder wendet Euch an Frau Konrad (Tel.: 0931 700723).

Carina Gross

Noten